Hochwasser: Die Sorgen der Priwaller

Lübeck - Travemünde: „Was tun bei Hochwasser?“ stand auf einem Plakat am Einlass im Travemünder Maritim. Die Stadt hatte zur Info-Veranstaltung geladen. Rund 100 Bürger, mehrheitlich von der Halbinsel Priwall, nahmen daran teil. Die Anwohner wollten nicht nur wissen, was sie selbst tun sollen, sondern auch, was die Stadt tut. Doch da kam (noch) nicht allzu viel.

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Zunächst berichtete Kai Tabbert von der Lübecker Feuerwehr zu den „Aufgaben der Feuerwehr bei Ostseehochwasser“. Tabbert sprach von den Lautsprecherdurchsagen, mit denen die Feuerwehr bei drohendem Hochwasser durch die Straßen fährt. Er fragte auch, wer denn die Warn-App auf dem Handy installiert hätte. Viele Hände gingen hoch.

Weiter ging es mit einer Erläuterung der „Sandsacklogistik“. Damit solle kritische Infrastruktur vor Wasser geschützt werden. Für sein privates Eigentum kann sich der Bürger Sandsäcke im Baumarkt besorgen. Empfohlen werden allerdings eher Schotts, denn die Sandsäcke müssen nach Gebrauch als Sondermüll entsorgt werden.

Mit dem Unimog ins Krankenhaus
Eine besondere Situation entsteht auf dem Priwall, wenn die Fähre nicht mehr fährt und die Mecklenburger Landstraße aufgrund eine Senke, die dort seit der Grenzöffnung 1989 Probleme macht, die Straße unpassierbar macht. Dann wird die Halbinsel quasi zur Insel. Einsatzkräfte der Feuerwehr schlagen dann zwecks Brandschutz für 12 bis 16 Stunden ihre Feldbetten in der Ostsee-Station auf. Eine Anwohnerin wollte wissen, wie dann im Notfall Patienten ins Krankenhaus kommen. Dafür steht ein wasserfahrfähiger Unimog zur Verfügung, hieß es. Ein anderer wollte wissen, wann denn diese Stelle an der Landesgrenze mal trockengelegt werde. Dazu gab es keine konkrete Antwort.

Den Priwall räumen?
Die Sorgen der Priwall-Anwohner sind vielfältig. Ob denn Szenarien denkbar sind, wo die Anwohner ihre Häuser verlassen müssen, wollte etwa einer wissen. Man hoffe, dass das nie eintreten werde, hieß es dazu von Seiten der Feuerwehr. Es bleibe bei extremem Hochwasser aber eine Option. Für die Unterbringung der Bürger würden dann Sporthallen hergerichtet. Ein anderer Anwohner wollte wissen, ab wann der Strom auf dem Priwall abgeschaltet wird. Einen exakten Pegelstand gibt es da nicht, aber ab 1,80 steht die Feuerwehr in engem Austausch mit dem Energieversorger. Es hängt dann auch von Wind und Wellen ab.

Meeresspiegel steigt
In den nächsten 75 Jahren werde der Meeresspiegel um 50 Zentimeter ansteigen, das sei sicher, hieß es. Entsprechend werde es häufigere und höhere Sturmfluten geben. Am sinnvollsten unter den Maßnahmen sei da eine Verschottung der Häuser. „Mit der Eigenvorsorge kommen Sie auf absehbare Zeit noch ziemlich gut klar“, versicherte Senator Ludger Hinsen. Auch mit den Hilfsmaßnahmen der Feuerwehr, falls es mal sehr eng wird. Die Botschaft solle aber sein, dass das in Zeiten des Klimawandels bald nicht mehr ausreiche. Man habe die Punkte im Blick. „Wir hoffen, dass wir mit der Umsetzung der Planung schneller voranschreiten als der Klimawandel voranschreitet.“

Bürger wollen konkretes hören
Ein Priwall-Anwohner wollte konkret wissen, was jetzt eigentlich angedacht sei: „Ich höre jetzt immer nur Theorie und dass alle miteinander sprechen und dass es Aufstellungen vom Status quo gibt.“ Was denn nun für konkrete Maßnahmen für den Priwall und Travemünde kämen. „Da verraten Sie doch keine Geheimnisse“.

Zunächst mal sei das Eigenvorsorge, gab Senator Ludger Hinsen den Ball zurück. „Sie haben sich entschieden, auf dem Priwall zu wohnen.“ Dann müsste er auch ein stückweit die Eigenvorsorge betreiben. Man arbeite im Moment an einem länderübergreifenden Konzept. Da werde über Deiche und Sperrwerke an den verschiedensten Stellen gesprochen. Es werde zum Beispiel über bewegliche Spundwände an verschiedensten Stellen gesprochen. „Im Moment kommen wir mit den Maßnahmen, die wir im Moment vorsehen, aus.“ Die langfristig erforderlichen Maßnahmen bedürften einer Absprache mit den benachbarten Ländern. „Es bringt nichts, einen hohen Deich auf dem Priwall zu bauen, wenn Sie über Dassow das Wasser hinten wieder reinkriegen.“

Weitere Veranstaltungen zum Thema Hochwasser
Eine weitere Veranstaltung zum Thema Hochwasser gibt es am Dienstag, 7. Mai 2024, von 17:30 bis 19:30 Uhr im Schuppen 6 in der Lübecker Altstadt. Speziell für den Priwall soll es dort im September nochmals eine Veranstaltung geben.

„Sie haben sich entschieden, auf dem Priwall zu wohnen“, gab Senator Ludger Hinsen (CDU) den Ball an die anwesenden Bewohner zurück. Fotos: KEV(1), HN(1)

„Sie haben sich entschieden, auf dem Priwall zu wohnen“, gab Senator Ludger Hinsen (CDU) den Ball an die anwesenden Bewohner zurück. Fotos: KEV(1), HN(1)


Text-Nummer: 165727   Autor: Helge Normann   vom 07.05.2024 um 10.27 Uhr

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