7. Sinfoniekonzert: Drei Meister aus Wien

Lübeck - Innenstadt: Das 7. Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchesters der Hansestadt Lübeck bestimmen drei Wiener Meister: Mozart, Bruckner und Vladar. Letzterer, gegenwärtig Lübecks GMD, ehrt Anton Bruckner zum 200. Geburtstag mit dessen 4. Sinfonie – und bringt sich auch selbst ein als Solist in Wolfgang Amadeus Mozarts letztem Klavierkonzert KV 596. Die Hansestädter wissen das zu honorieren: Im Sonntagskonzert war die MuK nahezu vollbesetzt.

Seinen Mozart-Interpretationen fügt Vladar hier nun das B-Dur-Konzert hinzu. Vom Flügel aus setzt er das Orchester in leichte Bewegung und im Crescendo sorgfältig die Akzente, lässt auf den Tasten die Läufe perlen, geht in Dialog mit den Holzbläsern. Es folgt der Stimmungswechsel ins Sinnende, die Kadenz scheint von den letzten Dingen zu erzählen. Dem Larghetto gibt Vladar Wärme und Tiefe, tariert die Balance zwischen sich, Bläsern und Streichern. Alles klingt leicht und hat doch Sinnhaftigkeit und Wärme. Das finale Allegro ist selten so frohgemut und dennoch geläufig schlicht – Solist und Orchester korrespondieren so harmonisch, wie es auf diesem Podium selten zu hören war. Großer Applaus, Bravo-Rufe – und als Zugabe fein abgestufter Chopin im Abendlicht.

Eine ganze Zeit lang ist Bruckners „Vierte“, seine beliebteste Sinfonie, hier nicht gegeben worden. Das machte umso gespannter auf Vladars Interpretation – und die zeigte, wie tief diese Musik in ihm geerdet ist und wie intensiv er sie vermitteln kann. Den Anlauf vom kurzen Horn-Motiv bis ins volle Orchester nahm Vladar recht strikt – und das Auditorium gleich in Bann. Der GMD betonte das Melodische im Akkord-Arbeiter Bruckner und dessen Crescendi-Türme im 1. Satz. Ganz sacht und völlig entspannt atmete der 2. Satz, das Pizzicati-Schreiten der Celli und Bässe hielt die Spannung. Im Scherzo, dem kompliziertesten Satz mit seinen rapiden Tempowechseln, zeigten die Philharmoniker einmal mehr alle ihre Qualitäten. Und die Dynamik des Gänsehaut-Finales riss jeden im Saal mit.

Unter den vielen solistischen Leistungen, die diese 4. Sinfonie verlangt, ragen die von Anton Schulze (Horn) und Waldo Ceunen (Flöte) besonders heraus. Der Jubel des Publikums am Ende des Sonntagskonzerts galt ihnen, den Philharmonikern insgesamt und ihrem GMD für ein Erlebnis – das sich am Montag wiedereinstellen wird.

Im Sonntagskonzert war die MuK nahezu vollbesetzt. Foto: Archiv

Im Sonntagskonzert war die MuK nahezu vollbesetzt. Foto: Archiv


Text-Nummer: 165704   Autor: Güz   vom 06.05.2024 um 09.11 Uhr

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