Es wird kalt

19.11.2023, 20.11 Uhr: Die fast rekordverdächtigen 11 Grad für einen November-Sonntag sollten niemanden in Sicherheit wiegen, denn „Es wird kalt“ prophezeit HL-Live.de Wetterbeobachter Harald Denckmann. Die vergleichsweise milden Temperaturen sollten alle noch genießen, rät er, denn …


Das Wetter bleibt nicht, wie es ist.

Genießen wir die relativ milden Temperaturen für November noch bis zum kommenden Donnerstag, danach wird sich die Wetterlage für Lübeck umstellen. Bereits am Freitag kommt die Kälte langsam bei uns an und wenn wir am kommenden Sonntag zur Bürgermeister-Stichwahl gehen, um unsere Wahlzettel in die Urne zu werfen, sollten wir uns warm anziehen. Das ist kein Kalauer, sondern eine Vorhersage, dass wir ab kommendem Sonntag für eine Weile mit Tageshöchsttemperaturen so etwa um den Nullpunkt rechnen können.



Ein paar Jahre hindurch haben wir uns daran gewöhnt, dass es aufgrund des Klimawandels bis Weihnachten bei uns mild bleibt. Jetzt sehen wir, dass das kein Naturgesetz ist. Es wird sich eine Drucklage einstellen, wie sie in etwa in der Vorhersagekarte beschrieben ist.



Ein kräftiges Tiefdruckgebiet über Nordosteuropa und Hochdruckverhältnisse über Island werden dafür sorgen, dass wie durch eine Düse kalte Polarluft in unsere Region strömt. Das kann so weit gehen, dass wir auch in der Nacht Anfang Dezember Nachttemperaturen bis weit in den Minusbereich erleben werden. Wir werden also im Spätherbst mal wieder die Heizung höher aufdrehen müssen und, wie wir alle wissen, ist das nicht gerade ein preiswertes Vergnügen.



Niederschläge sind auch erkennbar und die können bei diesen Randbedingungen durchaus auch einmal als Schnee fallen. Das ist immer schwer vorherzusagen, aber Nieselregen bei diesen Verhältnissen ist eben auch eine hochgefährliche Angelegenheit. In den Morgenstunden kann es zu gefährlicher Glatteisbildung kommen, von daher fügen wir dieser Vorhersage noch einmal ein Gespräch bei, das wir kürzlich mit Frank Quirmbach vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr geführt haben (siehe Audio unten). Runter mit der Geschwindigkeit, wenn es glatt wird. Trotzdem wird es in den kommenden drei Wochen sicherlich wieder Berichte über lauter Fahrzeuge geben, bei denen die Lenker plötzlich die Kontrolle über ihr Vehikel verloren haben. Mehr als warnen kann man nicht.



Auch bei den bekannten Wetterdeutern stehen die Zeichen auf Kälte. Kraniche ziehen in Massen nach Süden und auch unser Spezialist, der Haslinger Sepp aus Benediktbeuern, schlägt neuerdings Alarm. Jedes Jahr sehen wir uns auch seine berühmte Winterprognose an, die er an den Blüten der Königskerze abliest. Mitte August hatte er sich bereits auf einen schneearmen Winter festgelegt, aber jetzt plötzlich seine damalige Aussage revidiert. Im warmen Herbst fing die Königskerze plötzlich wieder an Blüten zu treiben und auch die Holzknechte haben immer schon gesagt : "Wenn im Herbst ein warmer Wind weht, kommt ein strenger Winter."



Das nehmen wir zur Kenntnis, glauben aber noch nicht so recht daran. Stellen wir uns erstmal auf die kommende Kälte ab dem nächsten Wochenende ein und beobachten die Druckgebiete weiter. Durch eine unerwartete Verschiebung können wir genauso gut wieder in den Einfluss milder Luftmassen geraten. Bisher schützt uns die noch relativ warme Ostsee auch noch vor zu großen Extremen. Die kann sich aber demnächst in der Kälteperiode schnell abkühlen. Es bleibt also sehr spannend.



Wir haben in diesem Jahr bereits 636 Millimeter Niederschlag eingefahren und bis zum Jahreswechsel sind es noch 42 Tage. Das ist nach langer Zeit endlich einmal genug für unsere Region. Sollten wir, was ziemlich wahrscheinlich ist, am Jahresende in die Nähe von 700 Millimetern kommen, hätten wir endlich einmal wieder einen Wert, der vor der Klimaveränderung für unsere Region normal war.

Hören Sie im Originalton ein Gespräch von Harald Denckmann mit Frank Quirmbach vom Landesbetrieb Straßenbau.

Lieber ab in den Süden? Ab Donnerstag wird sich die Wetterlage für Lübeck umstellen, meint HL-Live.de Wetterbeobachter Harald Denckmann. Fotos: Karl Erhard Vögele

Hier hören Sie den Originalton: