Als Auszubildender nach China

Lübeck: Vier Wochen Praktikum liegen hinter ihm. Lars Böge – Auszubildender bei der Euroimmun AG in Lübeck – konnte im Rahmen seiner Berufsausbildung zum Industriekaufmann jede Menge Auslandserfahrung sammeln. Und dies nicht wie häufig im europäischen Ausland, sondern in Chinas Hauptstadt Peking.

Über seine Berufsschule – die Hanse-Schule für Wirtschaft und Verwaltung in Lübeck - erfuhr Lars von der Möglichkeit, einen Teil seiner Berufsausbildung im Ausland zu verbringen.

Wozu ein Auslandspraktikum während der Berufsausbildung? Hierzu Jens Oberbeck, Abteilungsleiter und Koordinator der Auslandsaktivitäten der Hanse-Schule: „Wir organisieren schon seit 12 Jahren Auslandspraktika für unsere Auszubildenden vor allem in England und seit dem Brexit in Irland. Ziel sind immer die Persönlichkeitsentwicklung, die Verbesserung der Sprachkompetenzen und das Verständnis für Kultur, was im internationalen Geschäft von Unternehmen von besonderer Bedeutung ist.“

Besonderes Interesse hat Lars Böge aber für China. Deshalb nimmt er neben dem Berufsschulunterricht an der von der Berufsschule angebotenen Zusatzqualifikation Chinakaufmann/-kauffrau (IHK) teil. Hier lernte er bereits viel über das Land, die Gesellschaft, die Sprache und den Handel mit chinesischen Geschäftspartnern. Und zur Zusatzqualifikation gehört ein Praktikum in China. Finanziell gefördert wird dieses durch das Programm „Ausbildung Weltweit“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

So ganz leicht ist es nicht, solch ein Praktikum zu organisieren, denn es müssen viele rechtliche Vorschriften des Landes beachtet werden. Zudem gibt es in China wie in den meisten Ländern der Welt keine duale Berufsausbildung, und chinesische Unternehmen sind nicht auf Praktikanten aus Deutschland eingestellt. Sein Vorteil ist jedoch, dass sein Ausbildungsbetrieb eine Tochtergesellschaft in Peking hat.

Mit besonderer Unterstützung der Euroimmun AG Lübeck verbrachte Lars nun vier Wochen bei der Euroimmun Medical Diagnostics (China) Co., Ltd. in Peking. Die bange Frage, ob man denn in einem Land mit einer völlig anderen Sprache und Kultur überhaupt klarkommt, beantwortet Lars mit einem klaren Ja. „Über die Zusatzqualifikation und den Chinesischunterricht habe ich schon viel über das Land gelernt. Wenn man aufgeschlossen ist und Interesse an den Menschen und der Stadt hat, dann nimmt man viel für sich mit.“ Auch wenn die Sprachkenntnisse nicht für Verhandlungen mit Kunden reichen, so helfen diese doch, sich im Praktikumsbetrieb und in der riesigen Stadt Peking mit 21 Millionen Einwohnern zurechtzufinden.

Das Büro, in dem er arbeitete, liegt in der Nähe des Olympischen Parks und bietet einen Blick auf den Olympischen Turm und das Nationalstadion - beides wurde für die Olympischen Spiele 2008 gebaut.

Was ist denn in China anders als in Deutschland? Dazu Lars: „Westliche Dienste wie WhatsApp, Instagram, Google und so weiter sind im chinesischen Internet gesperrt. So gut wie jeder Prozess wurde hier mit chinesischen Apps digitalisiert - ein Leben ohne Smartphone ist im Grunde nicht mehr möglich. Dominierend sind die beiden Apps WeChat und Alipay, die für viele alltägliche Dinge genutzt werden, zum Beispiel Ticketkauf für die Metro, den Einkauf, die Buchung des Fahrdienstes DiDi (chinesisches Uber), die Entsperrung von Schließfächern für Wertsachen in Bars, Bestellungen im Restaurant und vieles mehr. Bargeld und Kartenzahlung sind nicht mehr üblich in China. Man hat ebenfalls die Möglichkeit, sein Gesicht mit dem jeweiligen Konto zu verknüpfen. Das Gesicht wird automatisch beim Betreten der Metro erkannt und ebenso beim Verlassen der Metro. Je nachdem, wie weit man gefahren ist, wird automatisch der jeweilige Betrag vom Konto abgebucht.“

In einem anderen Land, das man noch nicht bereist hat, kann man sich unsicher und sogar verloren fühlen. Das war bei Lars aber nicht der Fall. Schon am ersten Tag hat er Bekanntschaften geschlossen, die ihm die Stadt zeigten und auch die chinesische Essenskultur näherbrachten. Auffällig war die sehr gute Infrastruktur, für ihn ungewöhnlich waren die vielen Überwachungskameras, Nachbarschaftswächter und Sicherheitskontrollen, zum Beispiel beim Einlass in die Metro. Kontrolle und öffentliche Sicherheit werden hier großgeschrieben. Auf die Frage, ob es sich gelohnt hat, das Praktikum in Peking zu absolvieren, antwortet Lars: “Auf jeden Fall. Durch solche Praktika gewinnt man einen anderen Blick auf das Land und die Menschen und auch auf Deutschland. Auch für die berufliche Entwicklung sind solche Praktika von großer Bedeutung.“

Muss es denn China sein? Hierauf antwortet nochmal der Koordinator der Hanse-Schule Jens Oberbeck: „Viele Lübecker Unternehmen haben Geschäftskontakte nach China. Das Land ist ein globales, wirtschaftliches und politisches Schwergewicht geworden. Wir müssen uns mit dem Land beschäftigen!“

Lars Böge konnte im Rahmen seiner Berufsausbildung zum Industriekaufmann jede Menge Auslandserfahrung sammeln. Foto: Hanseschule

Lars Böge konnte im Rahmen seiner Berufsausbildung zum Industriekaufmann jede Menge Auslandserfahrung sammeln. Foto: Hanseschule


Text-Nummer: 166533   Autor: Hanseschule/red.   vom 17.06.2024 um 14.58 Uhr

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