Tele-Intensivmedizin-Projekt am UKSH Lübeck

Lübeck - St. Jürgen: Ein Audio-Video-System macht es möglich, dass Intensivmedizinerinnen und -mediziner des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck, mit dem intensivmedizinischen Team des AMEOS Klinikum Oldenburg in Echtzeit in Verbindung treten und umgekehrt. Gleichzeitig können die Vitaldaten (zum Beispiel Blutdruckwerte, EKG, Beatmungswerte, Röntgenaufnahmen) der Patienten auf der Intensivstation in Oldenburg ohne Verzögerung vom UKSH-Team eingesehen werden.

Dies ermöglicht qualitativ hochwertige, gemeinsame Visiten, um regelmäßig komplexe Behandlungsverläufe gemeinsam zu beurteilen und über Therapien zu beraten. Auch ad hoc können tele-intensivmedizinische Konsultationen am UKSH angefordert werden. „Die Nutzung von Digitalisierungstechnologien und die Vernetzung von Medizingeräten und IT-Systemen in der Intensivmedizin bergen ein enormes Potenzial, um die klinische Patientenversorgung weiter zu verbessern. So kann ein vernetztes Gesamtsystem Daten aus verschiedenen Quellen sammeln, aggregieren und diese aufbereiten, um klinische Entscheidungen zu unterstützen“, sagt Prof. Dr. Carla Nau, Direktorin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des UKSH, Campus Lübeck. „Untersuchungen in bereits bestehenden intensivmedizinischen Netzwerken konnten zeigen, dass die Mortalität auf Intensivstation durch Teleintensivmedizin gesenkt und die Behandlungsqualität optimiert werden kann“.

Das zunächst auf ein Jahr angelegte Tele-Intensivmedizin-Projekt ist eine Kooperation zwischen der Telehealth Competence Center GmbH (TCC GmbH), dem AMEOS Klinikum Oldenburg und dem UKSH, Campus Lübeck. Federführend ist die Interdisziplinäre operative Intensivstation (IOI) der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des UKSH unter der Leitung von Prof. Dr. Carla Nau. Im sogenannten Command Center, das sich auf der IOI befindet, können einzelne Betten oder auch die gesamte Station betrachtet werden. Insgesamt sind 12 Betten an das System angeschlossen. Die Echtzeitdaten können von beiden Seiten eingesehen werden, eine Speicherung der Daten erfolgt jedoch nicht.

Die Chefärztin für Pneumologie und Fachärztin für Intensivmedizin im AMEOS Klinikum Oldenburg, Dr. med. Iris Koper, sagte zum Start des gemeinsamen Tele-Intensivmedizin-Projektes: „Wir nutzen die telemedizinische Struktur, um die gemeinsamen Weaning-Patienten zu begleiten. Tele-Intensivmedizin ist jedoch nicht allein auf die technische Dimension begrenzt, sondern bietet ein komplexes Zusammenspiel aus technischer Kommunikationsinfrastruktur, erweiterten Monitoring-Algorithmen zur Entscheidungsunterstützung und auch zur Umsetzung von anerkannten Behandlungspfaden zur Verstärkung der Leitlinienadhärenz". Dass grundsätzlich auch Expertinnen und Experten unterschiedlicher Disziplinen beratend an den Visiten teilnehmen können, stärke die Kompetenz und Qualität der Intensivmedizin von Krankenhäusern für die Patientinnen und Patienten im ländlichen Raum, so Dr. Iris Koper. Mit der Telemedizinischen Infrastruktur können die Patientinnen und Patienten, die aus dem UKSH ins AMEOS Klinikum Oldenburg zur weiteren Behandlung verlegt werden sollen, bereits vor der Verlegung vorgestellt und gemeinsam besprochen werden.

„Die Corona-Pandemie hat deutlich gemacht, dass eine Vernetzung in der Intensivmedizin für die Versorgung in Schleswig-Holstein enorm wichtig ist. So besteht schon seit einiger Zeit ein reger intensivmedizinischer Austausch zwischen den kooperierenden Kliniken“, bestätigt Frau Prof. Dr. Maria Deja, Leiterin der IOI. „Wir sehen dieses Projekt daher als einen wichtigen Meilenstein für den Aufbau eines teleintensivmedizinischen Netzwerks für ganz Schleswig-Holstein“, sagt Rudolf Dück, CIO des UKSH. „Ein solches Netzwerk wird die Versorgung intensivmedizinischer Patienteninnen und Patienten im Versorgungsalltag deutlich effizienter gestalten und sorgt dafür, dass vor allem auch in Krisen immer eine sichere Patientenversorgung geleistet wird und das Spitzenmedizin trotz Fachkräftemangel auch in der Fläche verfügbar sein wird“.

“Die Bedeutung und die Möglichkeit einer digitalen Steuerung von Patienten in unterschiedliche Versorgungsstufen hat deutlich an Bedeutung zugenommen. Die telemedizinische Vernetzung von Kliniken mit unterschiedlichen Versorgungsaufträgen in einem Competence Center von TCC zusammenzuführen, ist ein wesentlicher Schlüssel dazu, dies schnell und sicher zu ermöglichen“, sagt Prof. Dr. med. Christian Storm, Gründer und Geschäftsführer bei TCC. Die Lösung bietet durch die Echtzeitübertragung von Daten der Intensivstation neben einer Visite oder einer Notfallberatung zukünftig in weiteren Schritten auch die Möglichkeit, durch künstliche Intelligenz bereits im Voraus z.B. das Risiko einer drohenden Verschlechterung eines Patienten zu erkennen und somit die Möglichkeit früh gegenzusteuern. Die Telemedizinplattform wird von CEIBA Health entwickelt und zur Verfügung gestellt, die Entscheidungsunterstützung integriert und entwickelt TCC selbst und bietet diese Gesamtlösung als webbasiertes SaaS Modell bereits in mehreren Klinken bundesweit an.

Prof. Maria Deja im Command Center während der tele-intensivmediznischen Konsultation mit einer Kollegin aus dem AMEOS Klinikum Oldenburg. Foto: UKSH

Prof. Maria Deja im Command Center während der tele-intensivmediznischen Konsultation mit einer Kollegin aus dem AMEOS Klinikum Oldenburg. Foto: UKSH


Text-Nummer: 166594   Autor: UKSH/red.   vom 19.06.2024 um 14.36 Uhr

Text teilen: auf facebook +++ auf X (Twitter) +++ über WhatsApp

Text ausdrucken. +++  Text ohne Bilder ausdrucken.

Text kommentieren.


Please enable / Bitte aktiviere JavaScript!
Veuillez activer / Por favor activa el Javascript![ ? ]