FDP zur Beckergrube: Anwohner und Umwelt sind die Verlierer
Lübeck - Innenstadt: Im Oktober beginnt die Neugestaltung der Beckergrube. Dazu wird die Straße voll gesperrt. Die FDP kritisiert die Planungen und die zu erwartenden hohen Kosten durch die Umleitung der Linienbusse.Hierzu erklärt der baupolitische Sprecher der FDP-Fraktion Dan Teschner:
(")So schön die Beckergrube künftig auch gestaltet sein mag, umso heftiger fallen die Einschränkungen für die Anwohner und Gewerbetreibenden aus. Die Beckergrube soll in Kürze für mindestens zweieinhalb Jahre für den Verkehr voll gesperrt werden. Fahrradfahrer dürfen die Fischergrube nutzen.
Der Busverkehr wird über den Gustav-Radbruch-Platz, Falkenstraße, Krähenstraße und Wahmstraße umgeleitet. Zusätzlich wird es einen Shuttle-Service vom Gustav-Radbruch-Platz zum Koberg und in die Breite Straße geben. Für die Anwohner der östlichen Innenstadt bleibt dann der rund fünf Kilometer lange Umweg zunächst ebenfalls über Gustav-Radbruch-Platz und Falkenstraße - dann Hüxterdamm, Kanalstraße und Untertrave.
Nicht nur die zeitliche Komponente für den Umweg, sondern auch der zusätzliche CO2-Ausstoß für die Mehrkilometer und den zu erwartenden Stau für mindestens 2,5 Jahre scheinen für die angestrebte Klimaneutralität keine Rolle zu spielen.
Dass die Parkflächen in der Beckergrube für Anwohner und Besucher künftig ebenfalls entfallen sollen, wird die Erreichbarkeit der Innenstadt weiter reduzieren.
Meine Fraktion hat zudem große Zweifel, ob der angedachte Shuttle-Service praktikabel umsetzbar ist. Die geprüfte und technisch umsetzbare Möglichkeit einer Busführung durch die nördliche Innenstadt wurde mit schwacher Begründung verworfen.
Außerdem führt die Planung zu erheblichen Mehrkosten: voraussichtlich 350.000 Euro für den Shuttle-Service und voraussichtlich 560.000 Euro an den Stadtverkehr für Mehrkilometer infolge der Umleitung sind zusammen mindestens 910.000 Euro. Vermutlich sind es aufgrund von Kostensteigerungen und Zeitverzögerungen aber eher bis zu zwei Millionen Euro.
Die Beckergrube ist bereits seit drei Jahren eine Dauerbaustelle. Dass es trotzdem nicht gelungen ist, durch vorausschauende Planung die Vollsperrung zu vermeiden, ist in meinen Augen ein Armutszeugnis. Die Suppe auslöffeln müssen nun Anwohner, Besucher und Gewerbetreibende.(")
Die FDP-Fraktion in der Bürgerschaft kritisiert die Vollsperrung der Beckergrube. Foto: JW/Archiv
Text-Nummer: 168324 Autor: FDP/red. vom 18.09.2024 um 12.39 Uhr
Kommentare zu diesem Text:
Autofreund
schrieb am 18.09.2024 um 12.55 Uhr:
"... sondern auch der zusätzliche CO2-Ausstoß für die Mehrkilometer und den zu erwartenden Stau für mindestens 2,5 Jahre scheinen für die angestrebte Klimaneutralität keine Rolle zu spielen."
Natürlich nicht! Das ist der verlogenen, doppelmoralischen Klimapolitik doch vollkommen egal.
Warum sollte man auch flexible Ausweichstrecken schaffen? Die "Verlangsamung des KfZ-Verkehrs" ist doch eine willkommene Nebenerscheinung dieses Wahnsinns!
Fiete Senfgeber
schrieb am 18.09.2024 um 13.09 Uhr:
Beste FDP-Manier. Geiz ist geil! Geht nur leider nach hinten los! Die öffentlichen Räume in Lübeck sind vergleichsweise so rückständig (un)gestaltet, dass massive Schäden und Vermeidungsverhalten in der öffentlichen Wahrnehmung zu erwarten wären! (Insbesondere auch bei Touristen). Sie jammern doch immer, dass die Wirtschaft, die Gastronomie so schlecht läuft. Glauben Sie, dass sich in Lübeck noch jemand hinsetzt, wenn Straßen und Plätze so unterentwickelt bleiben? Nichtstun und Geizsparen hilft weder der Stadt, noch der gesamten Republik! Glauben Sie mir: Das Geld wäre ohnehin weg. Schlimmstenfalls knallt es noch mal irgendwo auf der Welt. Seit wann steht überhaupt die FDP auf Klimaberechnungen?? Grins
Unglaublich
schrieb am 18.09.2024 um 13.12 Uhr:
Lübeck hat doch eine Haushaltssperre verhängt.
Die Kosten für den Shuttle dürfen nicht mehr ausgegeben werden.
Dieses Projekt zeigt mal wieder die völlige Unfähigkeit Projekte in Lübeck durchzuführen. (...)
Gut das ich nicht in der Innenstadt wohne und auch dort nicht mehr zum einkaufen hinfahre. Das wird ja immer schlimmer.
Einzelkönig
schrieb am 18.09.2024 um 13.30 Uhr:
Tach.
Jetzt, da ich entspannt auf dem Land lebe, kann ich es ja sagen:
Bis vor Kurzem wohnte ich in der oberen Beckergrube, und der Grund der (neben anderen, die an dieser Stelle nicht erörtert werden müssen) den Ausschlag gab, die Lübecker Innenstadt endgültig zu verlassen, war genau diese "Neuverunstaltung" der Beckergrube. Da wird, als wenn es nicht schon genug Behinderungen durch Baustellen in der Beckergrube gegeben hätte, gleich noch mal ein fetter Nachschlag zugunsten der Bauwirtschaft und zulasten der Anwohner sowie der verbliebenen Geschäfte gewährt. Es muss scheinbar unbedingt ein "Prachtboulevard" her, den niemand braucht. Einer der Gründe dafür könnte sein, daß die Stadtoberen diesen Unfug zwecks Erhalts von Fördergeldern (HL-Live berichtete vor einiger Zeit darüber) veranstalten. Der Haken dabei ist, dass eben ein erheblicher Teil der Kosten dieses Umbaus nicht durch die Fördergelder sondern aus dem ohnehin mageren Stadtsäckel bezahlt werden müssen.
Eine gute Besserung den Stadtoberen wünscht
der Einzelkönig
Hans-Georg Kloetzen
schrieb am 18.09.2024 um 13.35 Uhr:
Ach, die FDP ist auf Stimmenfang.
Musikfreund aus Lübeck
schrieb am 18.09.2024 um 13.44 Uhr:
Ein Punkt der in der Kritik vergessen wurde ist die Mehrbelastung der Rehder- und der Hüxtertorbrücke, die bekanntlich beide fällig zur Sanierung oder Neubau sind. Hinzu kommt, dass demnächst die Rehderbrücke auch den Busverkehr der Mühlentorbrücke aufnehmen soll, wenn deren Sanierung beginnt.
Wenn das mal gut geht.... Dresden sollte Warnung genug sein.
Diese Problematik ist seit langem bekannt. Es wäre daher sinnvoll gewesen, zunächst die Rehderbrücke komplett zu sanieren oder neu zu bauen. Zeit genug wäre da gewesen....
Ganz davon abgesehen halte ich die Neugestaltung der Beckergrube, so wie es jetzt geplant ist, für flüssiger als Wasser, nämlich für überflüssig. Hier wird imho Geld für ein unsinniges und unnötiges Prestigeobjekt verbrannt, das man an anderer Stelle sinnvoller investierten könnte. Z.B. eben in die Sanierung der Kanalbrücken.
Gewerbetreibender in der oberen Beckergrube...
schrieb am 18.09.2024 um 14.22 Uhr:
Leider zeigen sich einmal mehr die stadtplanerischen Defizite. Nach initial angekündigten eineinhalb Jahren Teilsperrung mit Einbahnstraßenlösung kommen jetzt also zweieinhalb Jahre Vollsperrung - vielen Dank dafür!
Wie üblich werden auch diese Informationen nur scheibchenweise mit den Anliegern kommuniziert, so dass man jetzt nicht mehr in der Lage ist, angemessen (nämlich in Form der Aufgabe dieses Standortes) zu reagieren. Vielleicht gibt es ja wenigstens einen Ansprechpartner, wenn die mangelnde Erreichbarkeit über einen solch langen Zeitraum zu existenzbedrohenden finanziellen Engpässen führt ?
Aber es ist doch prima, wenn sich die Stadtverwaltung anschließend auf die Schulter klopfen kann, was man gestalterisch erreicht hat; Gewerbe, das die Steuern zur Finanzierung dieser Verwaltung zahlt, wird sich anschließend schon wieder ansiedeln...
Strategie 3
schrieb am 18.09.2024 um 14.28 Uhr:
Die FDP macht sich Gedanken zum CO2-Ausstoß und plädiert gleichzeitig für mehr Autos in den Innenstädten und Schaffung von mehr Auto-Parkplätzen.
Die Gedanken sind frei...
Martin
schrieb am 18.09.2024 um 15.59 Uhr:
Ich wiederhole mich eigentlich ungern, aber ich kann es kaum erwarten, dass die Beckergrube über Jahre "stillgelegt" wird.
Die Sanierung der Mühlenbrücke wird ja nun noch etwas dauern und erst Ende 2025 begonnen, aber auch dort wird eine Verkehrsberuhigung Wunder wirken.
Wer den Weg über die Wallstraße nicht kennt, der hat in der Mühlenstraße auch nichts zu suchen.
Wenn die Beckergrube, die Mühlenbrücke und vielleicht sogar die Hubbrücke fertig sind, dann kann man wechselseitig Rehderbrücke und Hüxterdamm sanieren. Erst die eine, dann die andere, damit die Zufahrt auch aus östlicher Richtung gewährleistet bleibt.
Wenn man dann noch das Konzept der autofreien Altstadt (immer unter Beibehaltung der Parkhauszufahrten) Schritt für Schritt verwirklicht, dann wird dies für den Stadtkern sehr zuträglich sein.
Früher nannte man es Schwerter zu Pflugscharen - heute würde ich auf "Blech zu Bahnschienen" oder "Einspritzer zu E-Mobil" plädieren.
Und ja, die Elektroautos sind immer noch nicht ausgereift, Im Batteriebereich tut sich gerade einiges. Die Motoren gibt es im Prinzip seit mehr als 100 Jahren und Komfort haben andere Fahrzeuge auch.
Warum die Absatzzahlen der großen Hersteller so stark einbrechen? Weil man auf noch bessere Leistung hofft.
Warum soll ich 1000 Euro für ein Eierphone ausgeben, wenn nächstes Jahr eines mit noch besseren Funktionen kommt. Und wie viele Stereoanlagen habt ihr damals so gekauft? Zu Weihnachten jedes Jahr eine neue?
Um immer das neueste zu haben? OK. First mover advantage. Vorsprung durch Technik. Aber was nützt eigentlich ein Knopf zum Fotografieren, den Microsoft schon bei seinem letzten Windows Lumia Phone im Jahre 2015 hatte? Hängt Apple neuerdings eigentlich so weit hinterher? Taiwan ist auch nicht mehr das was es mal war, Consumer Electronic wandert nach Europa bevor der böse Nachbar kommt.
Ach ja die Beckergrube und die Brücken. Ich freue mich sowas von auf die Ruhe in der Stadt. Wenigstens nachts.
T.J.
schrieb am 18.09.2024 um 16.26 Uhr:
Mann hätte die Neuen Leitungen und Rohre zügig verlegen können und dann die Beckergrube ein vernünftigen Fussweg und Straßen Belag geben können. Mit ein paar Bäumen und Bänken auf den Fussweg fertig.Das wäre allemal besser und Billiger wie das was die Stadt in den Nächsten 2-2,5 Jahren +die 1,5 Jahre die sie schon rum Buddelt geplant hat. Kein Konzept für Verkehrsplanung haben ausser durch überflüssige Baustellen Staus erzeugen. Das können die Lübecker Politiker.
Hans
schrieb am 18.09.2024 um 22.30 Uhr:
Lieber Martin, "Ich freue mich sowas von auf die Ruhe in der Stadt. Wenigstens nachts." - da klingelt dann höchstens noch das Totenglöcklein für eine "lebendige" Innenstadt - R.I.P.
Justin_Time
schrieb am 19.09.2024 um 08.11 Uhr:
Lübeck wird an die Wand gefahren, merkt das niemand?
Micha
schrieb am 19.09.2024 um 08.50 Uhr:
Moin,
ganz Lübeck ist eine Baustelle und keiner bewegt sich darin! Es wird, wie immer, ohne nachzudenken über die Köpfe der Menschen entschieden! Wie in der Bundespolitik!! Aber es werden andere Tage kommen.
Thorsten
schrieb am 19.09.2024 um 10.18 Uhr:
Geben wir als Lübecker Bürger dem Kind einen Namen.
Das ist halt das ‚Lübeck-Tempo‘.
Es erinnert so sehr an schlechte Ostfriesen Witze.
Im Sinne von, 1er arbeitet und 9 schauen zu.
Dieter Badenbach
schrieb am 19.09.2024 um 11.37 Uhr:
Hallo liebe Auto-Freunde !
Ich bin ein geborener Luebecker, wohne aber seit 1969 in Schweden !
Jetzt im kommenden Oktober wollte ich meine Heimatstadt besuchen. Ich habe an der Mauer ein Hotellzimmer gebucht. WIE KOMME ICH DA HIN MIT MEINEM AUTO ?? Ich kenne meine Stadt nicht wieder, ueberall wird gebaut und wichtige Strassen gesperrt.
Sind da wirklich ausgebildete Stadtplaner am Werk? Im vorigem Jahr bin ich in Luebeck mit meinem Auto 2 Stunden "rumgegurkt" um zum P-Haus in der Marlesgrube zu kommen, DAS IST NICHT NORMAL.Nicht einmal Google Maps findet den richtigen Weg.
Viele Gruesse aus Schweden
Oliver
schrieb am 19.09.2024 um 14.45 Uhr:
@Dieter Badenbach
https://maps.app.goo.gl/YCxmxABWktM4N8JL6
Hier zwei mögliche Strecken von der Possehlstraße aus kommend.
Kenne mich nicht aus, was die Kanalstraße angeht, die am anderen Ende von "An der Mauer" ist, ob da eine Durchfahrt erlaubt ist, somit blieb mir nur die Südwest-Seite der Altstadtinsel.
Autofreund
schrieb am 19.09.2024 um 15.27 Uhr:
@Dieter
Da fährst Du die Falkenstraße bis zum Mühlentorteller, dann rein in die Stadt und dann die erste Straße RECHTS rein. Das ist dann "An der Mauer".