Kita-Gebühren: Elternvertreter empört

29.1.2022, 11.7 Uhr: Die SPD Lübeck hat mit einer aktuellen Pressemitteilung zur Kita-Reform unter Lübecks Eltern für Ärger gesorgt. Vorgesehen sind gleich mehrere Beitragssteigerungen in städtischen Kitas (wir berichteten am 18. Januar).

Die höchste Steigerung ist bei den Verpflegungskosten vorgesehen, die mehr als verdoppelt werden sollen: von derzeit 52,25 Euro auf 106,40 Euro pro Kind und Monat. Zusätzlich sollen die Beiträge für die Betreuung im Elementarbereich angehoben, reguläre Betreuungszeit reduziert und Randzeiten ausgeweitet werden. Viele berufstätige Eltern werden wegen der Reduzierung der regulären Betreuungszeit zukünftig Randzeiten kostenpflichtig hinzubuchen müssen, so die Kreiseltervertreung der Kitas in Lübeck. Die SPD begründet ihr Vorhaben mit zusätzlichen Kosten der KiTa-Reform, die Lübeck als Konsolidierungs- Kommune nicht tragen könne.

Die Lübecker Stadt- und Kreiselternvertretung (KEV/SEV) widerspricht dem: "Bereits 2021 wurde im Rahmen einer nahezu identischen Debatte die Position der Landesregierung deutlich, dass die Kitareform für Konsolidierungs-Kommunen keine zusätzlichen Kosten verursachen werde. Das Land hatte versprochen, Lübeck nicht zu verpflichten, Elternbeiträge anzuheben oder Betreuungsstandards zu senken."

"Es ist die Aufgabe der Stadt, die Einhaltung dieser Zusage einzufordern. Es kann nicht sein, dass dieser Konflikt auf dem Rücken von Eltern und Kindern ausgetragen wird", so Mascha Benecke-Benbouabdellah, 1. Vorsitzende der SEV. Die Kostensteigerungen und die Reduzierung der regulären Betreuungszeit freitags von 14 auf 13.30 Uhr, stellten einen Rückschritt im Betreuungsangebot dar und seien aus pädagogischen Gründen verfehlt. "Vor allem in Zeiten der Pandemie, die Familien ohnehin unverhältnismäßig stark belastet, sind die Pläne ein weiteres Zeichen für den geringen Stellenwert von Familien im politischen Bewusstsein", so Benecke- Benbouabdellah. Sie ergänzt: "Zudem scheint sich auch niemand wirklich Gedanken über den Kita- und Krippenalltag in den Einrichtungen gemacht zu haben. Um 13.30 Uhr schlafen die Krippenkinder meist noch, während die älteren Kinder gerade das Mittagessen beenden. Wenn die Kinder zu dieser Zeit bereits abgeholt werden, bedeutet dies unnötigen Stress und Druck für die Kinder und Erzieher."

Auch wirtschaftlich hält die KEV/SEV die Erhöhung für unnötig: "Der städtische Zuschuss für die zuständige Senatorin betrug vor fünf Jahren knapp 187 Millionen Euro. 2023 Jahr werden es nur noch knapp 170 Millionen Euro sein. Das Investitionsvolumen Lübecks ist im gleichen Zeitraum von 73 Millionen Euro auf 140 Millionen Euro gestiegen“, rechnet Jan Schenkenberger, 1. Vorsitzender der KEV vor. "Die Stadtkasse hatte 2020 ein Plus von 33 Millionen Euro für 2021, trotz der städtischen Kosten der Pandemie. Geld ist also da. Wie man es einsetzt, ist nur eine Frage der Priorität", so Schenkenberger weiter.

Für Ärger bei den Eltern sorgt zudem die Behauptung der SPD, mit der Kostensteigerung einer Forderung der KEV/SEV nachzukommen, die angeblich bezüglich der Verpflegungskosten eine Gleichbehandlung von städtischen und freien Trägern gefordert habe. Juleka Schulte-Ostermann, ehemalige 1. Vorsitzende der SEV erklärt: "Die SPD dreht der KEV/SEV das Wort im Munde um. Wir haben immer gefordert, dass die Kitas der Freien Träger die gleichen guten Subventionen bei den Verpflegungskosten erhalten, wie die städtischen Kitas. Alle Kitas sollen gleich gute Bedingungen haben, nicht gleich schlechte. Dass die SPD jetzt die Forderungen der KEV/SEV so zum Nachteil der Eltern mit Kindern in städtischen Kitas verbiegt, finde ich erschreckend, zumal auch der SPD bekannt ist, dass die KEV/SEV grundsätzlich immer beitragsfreie Kitas gefordert hat und fordert."

Die Kita-Gebühren sorgen wieder für Diskussionen in Lübeck.



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