Lübecker Philharmoniker: Viva l'Espagna!

6.2.2022, 17.9 Uhr: Wie eine Promenaden-Mischung zu einem veritablen Ereignis werden kann, beweisen die Lübecker Philharmoniker mit ihrem 5. Sinfoniekonzert – „Viva l'Espagna!“ dank des Gastdirigenten: Josep Caballé-Domenech versteht sich auf Musik aus und von seiner spanischen Heimat und ebenso darauf, ein Orchester mitzunehmen, auf dass es alle seine Vorzüge entfaltet und das Publikum mitreißt. So geschehen am Sonntagvormittag in der MuK.

Schon das einleitende „Notturno de Madrid“, von Luciano Berio virtuosiertes Boccherini-Geflecht, verlangt hohe Kunstfertigkeit, zumal von den Bläsern – kein Problem für die Lübecker. Joaquin Rodrigos beliebtes Gitarren-„Concierto de Aranjuez“ bedeutet für Interpreten und Publikum einen Leckerbissen – in diesem Fall noch mehr, als es in der vom Komponisten selbst erstellten Fassung für Harfe erklingt. Mit Xavier de Maistre ist der Großmeister dieses Instruments gekommen, um in feiner Korrespondenz mit dem Orchester die melodischen Kaskaden nur so rauschen zu lassen. Wieder sind es die Bläser im Orchester, die im Wechselspiel mit de Maistre sich dem Synkopenfestival hingeben. Mit der Zugabe „Carnevale de Venezia“ setzt de Maistre noch ein virtuoses Glanzlicht obendrauf.

Im iberischen Programm sorgen nach der Pause vier ebenso deftige wie anschmiegsame Chöre aus Zarzuelas (den spanischen Operetten) für Stimmung. Ob Mazurca, Rondó oder Seguidilla, ob mit Schmackes, neckisch oder feurig: Von Jan-Michael Krüger bestens präpariert, tanzt der Chor das Theaters vokal auf den Rhythmen, die Caballé-Domenech mit dem Orchester prägt.

Manuel de Fallas 2. Suite aus „Der Dreispitz“ fordert unter dem Motto „Volle Kraft voraus!“ nicht nur den Klangkörper, sondern auch viele Solo-Leistungen; vor allem ist jede Bläsergruppe beteiligt. Einmal mehr wird hörbar, dass Lübecker Philharmoniker den diffizilsten Aufgaben gewachsen sind, vor allem, wenn die Chemie mit dem Dirigenten stimmt. Wer nun meint, dass nach dem wirbelnden „Dreispitz“-Schlusstanz keine Steigerung mehr möglich ist, rechnet nicht mit der Macht von Maurice Ravels „Boléro“: Josep Caballé-Domenech bietet das richtige Timing auf, die Philharmoniker türmen das klangliche Stereotyp mit einer Wucht und Perfektion, wie hierorts ganz lange nicht vernommen. Kein Wunder, dass danach das Publikum am Sonntag minutenlang jubelte, (Das Montagskonzert ist auch schon, nach Corona-Vorgaben, ausverkauft.)

Das 5 Sinfoniekonzert begeisterte mit spanischen Klängen. Foto: Olaf Malzahn



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