Krummesser Moor wird wieder vernässt

17.8.2022, 15.33 Uhr: Eines der größten entwässerten Niedermoore im Lübecker Raum ist das Krummesser Moor zwischen Lübeck und dem Herzogtum-Lauenburg. Entwässerte Moore sind eine Quelle von Treibhausgasen. Die Hansestadt Lübeck will dies ändern, die wichtige Speicherfunktion für Kohlenstoff erhalten und verbessern und damit die großen Möglichkeiten für mehr Natur- und Klimaschutz nutzen. Moorschutz ist ein wichtiger Hebel im Masterplan Klimaschutz aus dem Bereich Landnutzung und Boden.



„Durch eine vollständige Wiedervernässung des rund 120 Hektar großen Kerngebiets ließen sich bis zu 2000 Tonnen CO2 pro Jahr an Treibhausgasemissionen vermeiden“, erklärt Umweltsenator Ludger Hinsen bei einem Vor-Ort-Termin. Er ergänzt: „Die weitergehende Vernässung des Krummesser Moors ist eines der Leuchtturmprojekte zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel in der Hansestadt Lübeck.“

Die Planungen und Maßnahmen zur Erhöhung des Wasserstandes im Krummesser Moor reichen gut 20 Jahre zurück. Seither sind viele kleine Schritte hin zu einer teilweisen Vernässung erfolgt. Mit der Anlage von Moorblänken wurde Material zur Verschließung von Binnengräben gewonnen. Weite Teile des vormals intensiv genutzten Grünlandes haben sich durch Veränderungen der Wasserstände und Nutzungsumstellung zu artenreichen Feuchtwiesen entwickelt. Entstanden sind Feuchtbrachen und Feuchtgebüsche. „Doch noch immer entzieht das alte System der Binnengräben, die in die beiden Hauptvorfluter, den Krummesser Moorgraben und den Beidendorfer Landgraben entwässern, dem Moorkörper kontinuierlich Wasser“, erklärt Ingrid Bauer, Projektleiterin in der Unteren Naturschutzbehörde (UNB).

Langfristiges Ziel ist die Anhebung des Grundwasserspiegels auf das ursprüngliche Niveau in den tiefsten Teilen des Moorkörpers. Damit wird die Treibhausgasemission reduziert und die Fähigkeit, Kohlenstoff zu binden, wiederhergestellt. Neben der Binnenvernässung sind dazu Maßnahmen zur Regulierung des Wasserabflusses an den Hauptvorflutern erforderlich. Im Jahr 2021 wurden drei regulierbare Staubauwerke in den Krummesser Moorgraben eingebaut. Sie drosseln den Wasserabfluss.

Parallel dazu wurden südlich des Moorgrabens weitere Binnengräben verschlossen und Grundwasserblänken ausgehoben. „Davon werden vor allem Moorfrosch, Teichfrosch, Laubfrosch und Erdkröte sehr profitieren“, so die Prognose von Bettina Koch, Leiterin der UNB. „Diesen heimischen Amphibien macht die zunehmende Verlandung der älteren Kleingewässer und das Fehlen offener Wasserflächen im Moor aktuell schwer zu schaffen.“

Im Krummesser Moor ist die Veränderung der Artenzusammensetzung unübersehbar. Aktuelle Untersuchungen von Libellen zeigen ein vergleichsweise individuen- und artenarmes Vorkommen. Moortypische Vertreter wie die Schwarze Heidelibelle, Kleine Moosjungfer oder Grüne Mosaikjungfer fehlen.

Durch die verstärkten Bestrebungen zur Vernässung der tiefst gelegenen Moorbereiche in Verbindung mit dem großflächigen Erhalt der extensiven Grünlandnutzung in den höher gelegenen Bereichen bestehen berechtigte Aussichten, dass ursprünglich hier vorkommende Arten wieder einwandern. Intakte Moore sind Lebensräume für eine Vielzahl von Arten, die sich an diesen feuchten und nährstoffarmen Lebensraum angepasst haben und die anderswo nicht überlebensfähig sind.

Das Naherholungsgebiet Krummesser Moor

Schon heute ist die Umgebung rund um das Krummesser Moor, nordöstlich von Krummesse, ein beliebtes Naherholungsziel für Anwohner und Naturbegeisterte aus der Stadt und der ganzen Region. Die abwechslungsreiche Landschaft, bestehend aus Mähwiesen und Rinderweiden gemischt mit ausgedehnten Hochstaudenfluren, Seggenriedern und Gebüschen, bietet hervorragende Möglichkeiten, Vögel zu beobachten. Die beste Zeit zum Hören von Vogelstimmen ist der frühe Morgen. Insbesondere typische Wiesenvögel wie Feldlerche, der Wiesenpieper und das Schwarzkehlchen sind im Krummesser Moor zu Hause. Sumpfrohrsänger, Feldschwirl und Rohrammer bevölkern vor allem die Hochstaudenfluren und Seggenrieder. In dem teilweise von Weidengebüsch durchzogenen Offenland leben ebenso Kraniche, Neuntöter und Grauammern. Aber Vorsicht, die gefiederten Freunde werden durch Hunde leicht aufgescheucht und beim Brüten gestört, deswegen sollten zum Schutz der Vögel Hunde immer an der Leine geführt und die Wege nicht verlassen werden.

Auch botanisch Interessierte haben beim Durchstreifen des Moors ihre Freude. Im Frühling prägen das zart rosafarbene Wiesenschaumkraut, die kräftig violette Kuckuckslichtnelke und das Sumpfvergissmeinicht den Anblick der noch gemähten Feuchtwiesen. Wo es richtig nass wird, leuchtet schon von Weitem die Sumpfdotterblume. In den Moorseitengräben sind zudem besondere Arten wie der Fieberklee zu entdecken.

Das Krummesser Moor wird wieder vernässt. Fotos: Hansestadt Lübeck



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