MHL-Konzert: Fulminanter Bartok

9.10.2022, 10.44 Uhr: Die Musikhochschule Lübeck startete konzertant voller Elan ins Wintersemester: Das wie stets neue MHL-Sinfonieorchester brachte mit Werken von Xenakis, Bruch und Bartok ein ebenso ausgefallenes wie anspruchsvolles Programm und folgte der engagierten Gastdirigentin Catherine Larsen-Maguire mit höchste Aufmerksamkeit. Der Wiederholung am (heutigen) Sonntag, 9, Oktober, um 17 Uhr sind wieder viele Besucher zu wünschen.

„Metastasias“ heißt das erste Orchesterwerk des Griechen Iannis Xenakis, eines frühen Weggefährten von Pierre Boulez in Paris, der wie jener die Musik von der technischen Seite her anging: Aus verstörendem Streicher-Klang mit Bläser-Einwürfen entwickeln sich die mehr als spröden Veränderungen, die durch alle Gruppen wabern. Larsen-Maguire hielt mit energischer Diktion dieses Klang-Konzentrat zusammen. Und wer einen Krieg erfahren hat, konnte aus der Komposition alle ihre eingeschriebene Bedrohung heraushören.

Mit einer Rarität stellten sich die Professoren Pauline Sachse (Viola) und Jens Thoben (Klarinette) vor: Der Romantiker Max Bruch hat spät ein Werk für beide Instrumente mit Orchester geschrieben – voller melodiöser Schönheiten. Sachse ließ ihr Instrument gleich singen, Thoben nahm eloquent die Melodielinie auf, bald umkreisten beide einander, während das Orchester sie regelrecht untermalte. Im Allegro moderato trat die Stimmungsverwandtschaft beider Instrumente hervor, als Sachse und Thoben gemütvoll schwelgten und sich im Takt wiegten. Im übermütigen Finale freute erneut das feine Timing untereinander und mit dem sehr gut abgestimmten Orchester, von der Dirigentin nie übersteuert. Mit einer virtuosen Bartok-Zugabe der beiden Solisten ging es in die Pause.

Dann zeigte Catherine Larsen-Maguire all ihre Qualitäten ais Orchestererzieherin mit dem mitreißenden, nicht nur für einen Studierenden-Klangkörper schweren „Konzert für Orchester“ von Bela Bartok. In fünf Sätzen über vierzig Minuten wird hier ein melodischer, oft von Rhythmen geprägter Kosmos vorgestellt, den die Dirigentin mit all seinen Takt- und Stimmungswechseln im Griff hatte Auf jeder Position im jungen Orchester waren junge Könner zu hören: im zweiten Satz mit seinem tänzerischen Charakter, im dritten mit der Streicher-Vehemenz, im vierten mit seinem Folklore-Elan und seiner Ironie, im von allen souverän gemeisterten Vivacissimo des Finales. Diese Wiedergabe beeindruckte das begeisterte Publikum durch ihre Kraft und dem Können der Studiosi wie besonders der Dirigentin.

Mit einem Sinfoniekonzert startete die Musikhochschule Lübeck in das neue Semester.



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