SHMF: Ein schöner Romantik-Abend

11.8.2023, 11.41 Uhr: Das Kammerorchester Basel und der in Lugano lebende Pianist Ivo Pogorelich boten dem Publikum in der (außer dem Orchesterrang) vollbesetzten MuK einen schönen Festival-Abend. Romantik pur (bis auf eine Komposition von Thomas Adès) stand auf dem Programm des Abends – und das Ergebnis wurde nachdrücklich gefeiert.

Der Star des Abends, Ivo Pogorelich, ist der Exzentriker auf dem Piano geblieben, als der er sich als Mittzwanziger vor vier Jahrzehnten hier vorgestellt hat (im VdM-Klavierabend in der Stadthalle). Bei Frederic Chopins 2. Klavierkonzert nun ließ er die Noten auflegen und von einer Assistentin umblättern, scherte sich nicht um das Sensible in den Noten und fuhr gleich im Maestoso die rechte Pranke stark aus, daß es starken Eindruck machte. Im Larghetto – das er dann als Zugabe wiederholte – zeigte er sich als Ausdruckskünstler des Gehauchten auf dem Basler Teppich. Im finalen Allegro vivace ging Pogorelich wieder kräftig zur Sache, Solist und Orchester fanden sich in deutlicher Akzentuierung.

Akzentesetzen war ein Anliegen von Hugo Ticciati: Der Londoner Violinist, für den Basler Konzertmeister Baptiste Lopez eingesprungen, bot alle biegsame Körpersprache auf, um das Ensemble zur Leistung zu inspirieren und auf Linie zu halten. Die Basler spielten, außer im Chopin-Konzert, nach Barock-Manier im Stehen. Das wäre aber nicht nötig gewesen, boten sie doch ein reines Romantik-Programm. Lediglich „Shanty – Over the Sea“, eine Miniatur für Streicher von Thomas Adès (*1971), war ein Fingerzeig auf die Neuzeit.

Zwei Jugendwerke aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildeten den Rahmen dieses Abends. William Sterndale Bennetts Ouvertüre „Die Najaden“ von 1837 enthielt alles, was der englische Bewunderer Felix Mendelssohn Bartholdys von diesem aufgenommen hat – vor allem sehnsuchtsvolle Violinen. Allerdings gerieten zwanzig Streicher immer wieder ins Hintertreffen gegenüber dem Dutzend Bläser, was sich auch im Finale bei Mendelssohns 1. Sinfonie bemerkbar machte. Hugo Ticciati legte sich ins Zeug für einen recht straffen ersten Satz, ein durchsichtiges Andante, das sommernachtsträumende Andante und das in voller Harmonie dahineilende Finale, daß solch Vehemenz begeisterte und der Beifall eine Zugabe geradezu herausforderte.

Das Kammerorchester Basel und der in Lugano lebende Pianist Ivo Pogorelich boten dem Publikum in der (außer dem Orchesterrang) vollbesetzten MuK einen schönen Festival-Abend. Foto: Archiv



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