Im Marienkrankenhaus wird wieder operiert
12.6.2024, 18.37 Uhr: Das kann doch nicht das Ende sein, dachten sich Dr. Henning Frenzel und Dr. Ralf Katzbach, als sie durch die leergeräumten Räume des Lübecker Marienkrankenhauses gingen, das nach monatelangen erbitterten Auseinandersetzungen letztlich doch seine Tore schließen musste. Sie standen im geschichtsträchtigen Kreißsaal, in dem viele Lübecker Kinder zur Welt gekommen sind, unter anderem der spätere schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm.
Dr. Henning Frenzel und Dr. Ralf Katzbach begrüßten die zahlreichen Gäste zur Eröffnungsveranstaltung der neuen „Facharztklinik Lübeck“.
Engholm würde jetzt an gleicher Stelle völlig andere Eindrücke bekommen, denn die beiden mutigen Mediziner haben ein Projekt in Angriff genommen, das gerade in der heutigen Zeit mit vielen Risiken behaftet ist. Sie haben es dennoch auf die Hörner genommen, weil sie von der Grundidee bis zur Vollendung von allen Seiten wertvolle Unterstützung erfahren haben und sich vor allem auf ein eingespieltes und zuverlässiges Mitarbeiterteam verlassen können, wie sie in ihrer Eröffnungsrede immer wieder betonten.
Entscheidend war wohl, dass die Facharztklinik Lübeck, wie die Unternehmung jetzt heißt, eine wichtige Lücke in der medizinischen Versorgung der Hansestadt Lübeck schließt. Im Bereich der kleinen und mittleren Eingriffe ist durch die Schließung der Belegstationen im Marienkrankenhaus ein Engpass entstanden, der sich besonders auf die operative Versorgung von Kindern im Hals-Nasen und Ohrenbereich ausgewirkt hat. Nur durch die kollegiale Unterstützung der Sana Klinik, die den Fachärzten übergangsweise ermöglichte, Operationen in ihren Räumen durchzuführen, konnte diese entstandene Versorgungslücke aufgefangen werden.
Durch die neue Facharztklinik im Gebäude des ehemaligen Marienkrankenhauses kann dieser Engpass nun beseitigt werden, denn die Wege für die Mediziner sind kurz geworden. Henning Frenzel und Ralf Katzbach betreiben bereits eine HNO-Praxisgemeinschaft in der Mühlenstraße und über den Hof besteht bereits ein Übergang zum Marienkrankenhaus. Die Sinnhaftigkeit der Unternehmung hat auch die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein überzeugt, betonten die Vorsitzenden Dr. Monika Schliffke und ihr Kollege Dr. Ralph Ennenbach, die zur Eröffnung angereist waren. Die Vereinigung hat die Einrichtung der Facharztpraxis im Marienkrankenhaus gefördert.
Mitgezogen haben aber auch noch weitere Institutionen. Nachdem nach schwierigen Verhandlungen grünes Licht vom Grundstückseigner Erzbistum Hamburg kam, gab es von dort jegliche Unterstützung, denn eine medizinische Nachnutzung wurde vom Erzbistum im Grunde immer favorisiert. Lübecks zweite stellvertretende Bürgermeisterin Pia Steinrücke durfte großes Lob an die Verwaltung mitnehmen, die den Umgestaltungsprozess stets aktiv und unterstützend begleitet hat.
In der Firma Medico Bau fand man Handwerker, die auftretenden Problemen nicht mit dem Wort 'schwierig' sondern mit 'kein Problem, machen wir' begegneten.
Als die OP-Leiterin Kirsten Hoepfner das Wort ergriff, wurde noch einmal deutlich, wieviel Teamgeist von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der ganzen Unternehmung steckt. Es gab herzlichen persönlichen Dank an alle, besonders auch an die Familien, die in der kritischen Bauphase viel Rücksicht nehmen mussten. Die sind aber gut gelaunt und voll mit am Start. Henning Frenzels Frau Magdalena und die Kinder Clara, Luise und Mathilde präsentierten stolz eine Urkunde, die Kinder erhalten, wenn sie sich einem kleinen Eingriff unterziehen müssen. Mit der Urkunde wird ihnen viel Mut und Tapferkeit während des Klinikaufenthaltes bescheinigt. Das übrigens nicht nur im HNO-Bereich. Allgemeinchirurgie, Plastische Chirurgie und Gynäkologie gehören auch zum Leistungsspektrum dieser medizinischen Einrichtung. Die Ausstattung ist modern und ermöglicht zeitgemäße Behandlungen auf höchstem Niveau.
Präsentierten stolz eine Urkunde: Clara, Magdalena, Luise und Mathilde.
Eins muss man noch wissen. Wenn man zum Haupteingang des Marienkrankenhauses in der Parade kommt, sind die großen Tore natürlich geschlossen. Man findet aber an der schweren Tür eine Skizze, die einen, unterstützt durch leitende Schilder, direkt über den Parkplatz zum Hintereingang führt.
Der Eingang ist jetzt einmal um die Ecke.
Dann ist man wieder im ehemaligen Kreißsaal, der jetzt aber vom Team der Facharztklinik Lübeck endgültig in ganz neue Zeiten geführt wird.
Hören Sie im Originalton Harald Denckmann im Gespräch mit Ralf Katzbach, Henning Frenzel und Kirsten Hoepfner.