Musikschulen demonstrieren am Donnerstag vor dem Landtag

15.6.2024, 17.16 Uhr: Die Musikschulen des Landes Schleswig-Holstein geraten in die Krise. Jetzt unternimmt der Landesverband einen Versuch, das Schlimmste noch abzuwenden, denn bei weiterem Stillstand in der Politik droht vielen von ihnen das Aus.

Dazu findet am kommenden Donnerstag um 12 Uhr eine Demonstration mit Kundgebung vor dem Landeshaus in Kiel statt. Lehrkräfte, Eltern und alle an der musikalischen Bildung interessierte Kreise sind aufgerufen, daran teilzunehmen. Außerdem will man dem Anliegen mit einer Petition Nachdruck verleihen.

Stefan Otte, Leiter der Musik- und Kunstschule in der Kanalstraße, erläuterte im Radiogespräch die schwierige Lage, in der sich die Musikschulen derzeit landesweit befinden. Weit überfällig ist nach seinen Worten bereits das Musikschulfördergesetz, das schon längst die Gremien hätte passieren müssen. Die Dringlichkeit war so hoch, dass das Projekt bereits zu Beginn der Legislaturperiode im Koalitionsvertrag festgeschrieben wurde. Jetzt hängt die Angelegenheit aber bereits so lange, dass etliche Musikschulen in absehbarer Zeit in Existenznot geraten werden.

Zusätzlichen Druck auf die Musikschulen erzeugt das sogenannte 'Herrenberg Urteil' des Bundessozialgerichtes aus dem Sommer 2022. Dort wurde festgestellt, dass die gängige Praxis der Musikschulen, Honorarkräfte zu beschäftigen, so nicht weiter fortgeführt werden darf. Lehrkräfte, die fest in die organisatorischen Abläufe einer Musikschule eingebunden sind, sind nach Auffassung des Gerichtes sogenannte Scheinselbstständige. Die Musikschulen sind aufgefordert sie ordnungsgemäß anzustellen und Sozialversicherungsbeiträge für sie abzuführen. Das führt zu Mehrkosten und damit unmittelbar zur Notwendigkeit höherer Zuschüsse an die Institute, denn die Musikschulen werden nicht in der Lage sein, die Mehrkosten durch noch höhere Beiträge von den Eltern einzutreiben. Der Musikunterricht, der sich ohnehin in der Nachwuchskrise befindet, würde dann zum Luxusgut werden und die Anzahl der Musikschüler würde zwangsläufig sinken.

Das wiederum würde beispielsweise auch die Lübecker Musikhochschule treffen, die gerade erst ein bundesweit beachtetes Programm zur Gewinnung neuer Musiklehrkräfte im Grundschulbereich aufgelegt hat.

Im Verlauf des kürzlich in Lübeck durchgeführten 'Bundeswettbewerbs Jugend musiziert' wurde bei den Jugendlichen unter anderem auch dafür geworben, sich doch eventuell für ein Musikstudium zu entscheiden. Dazu reicht allein das Abitur nicht. Die begleitende Ausbildung in einer der zahlreichen deutschen Musikschulen ist dabei unabdingbar.

Die stehen aber derzeit mit dem Rücken an der Wand und gehen deshalb, so Stefan Otte, jetzt auf die Barrikaden. Nähere Informationen und die Erläuterungen des Musikschulverbandes erhält man derzeit auf der Startseite der Lübecker Musik-und Kunstschule unter www.mks-luebeck.de. Dort besteht auch die Möglichkeit, die begleitende Petition zu zeichnen.

Im Originalton hören Sie ein Gespräch von Harald Denckmann mit Stefan Otte, dem Leiter der Musik-und Kunstschule an der Kanalstraße Lübeck.

Stefan Otte, Leiter der Musik- und Kunstschule in der Kanalstraße, erläutert die Probleme der Musikschulen in Schleswig-Holstein. Foto, O-Ton: Harald Denckmann

Hier hören Sie den Originalton:  



<< Zur Übersichtsseite.