Abendmusik in der frisch sanierten Briefkapelle

8.9.2024, 14.22 Uhr: Eineinhalb Jahre und zwei Bauabschnitte dauerte die Sanierung der historischen Briefkapelle in der Lübecker St.-Marien-Kirche. Zurzeit werden die letzten Arbeiten getätigt. Am Freitag, 27. September 2024, gibt es eine Abendmusik zur Wiedereröffnung der Kapelle. Beginn ist um 19 Uhr.



„Es wird ein Abend mit den „Neun deutschen Arien“ von Georg Friedrich Händel“, berichtet Kirchenmusiker Johannes Unger. „Die Besonderheit ist, dass diese Musik ab 1724 – also vor genau 300 Jahren – entstanden ist.“ Die zugrundeliegenden Texte sind aus der Sammlung „Irdisches Vergnügen in Gott“ von Barthold Heinrich Brockes und beschreiben die Natur als ein Geschenk Gottes. „Für die Akustik und das Ambiente der Briefkapelle ist diese Musik wunderbar geeignet.“ Johannes Unger wird an dem musikalischen Abend Cembalo und Orgel spielen, Hartmut Becker Violoncello, Manuela Mitterer Flöte und Oboe und Erika Tandiono den Solo-Sopran singen.

Feuchtigkeit neu geregelt
Anfang 2023 wurde die Briefkapelle komplett leergeräumt, um Gerüste für die Sanierungsarbeiten aufzustellen. Auch die Barock-Orgel fand einen anderweitigen Unterschlupf auf Zeit und wartet dort auf ihre Restaurierung. „Die letzte Sanierung der Briefkapelle erfolgte in den 1970er-Jahren“, weiß Marienpastor Robert Pfeifer.

Dementsprechend musste einiges getan werden: Risse im Mauerwerk wurden geschlossen und geschädigtes Mauerwerk ausgetauscht, Feuchte und Salz waren Ursache für die Schäden. „Zudem wurde das Mauerwerk vertikal abgedichtet, damit weniger Feuchtigkeit eindringen kann. Danach reinigten die Maler die Wand- und Gewölbefläche und führten Instandsetzungsanstriche aus; Restauratoren reinigten die Rippen und ergänzten Fehlstellen mit mehrlagigen Anstrichen in differenzierter Farbigkeit, um die Lebendigkeit der Fassung zu erhalten“, informiert Architektin Christine Johannsen.

Die Kapitelle der Pfeiler, entstanden in der Erbauungszeit der Kapelle, belebten die Restauratoren durch eine behutsame Reinigung. Diese zeigen verschiedene Darstellungen von Engeln, Heiligen, Tieren und auch Fantasiegestalten wie einem Einhorn.

Am Ende des ersten Bauabschnittes erhielt die Heizung eine neue Feuchtigkeitsregelung: „Zukünftig soll eine möglichst konstante Luftfeuchtigkeit um 60 Prozent relativer Luftfeuchte in diesem historischen Raum eingehalten werden“, so Christine Johannsen weiter.

Viele historische Details generalüberholt
Dieser erste Abschnitt kostete eine Million Euro, die ein privater Spender stiftete. Im zweiten Bauabschnitt erhielt die Bleiverglasung der Fenster eine Grundreinigung sowie eine neue äußere Schutzverglasung. Mit viel Feingefühl wurden auch die Architekturglieder aus Naturstein restauriert: das Portal, eine Schriftplatte aus dem Jahr 1310 (der Erbauungszeit der Briefkapelle), eine Grabplatte sowie die unteren Sockelsteine der Stützpfeiler. Zum Abschluss erhielt der Innenraum eine ergänzende Beleuchtung. Diese Maßnahmen kosteten zusammen noch einmal 300.200 Euro, die aus Eigenmitteln und Geldern der Possehl-Stiftung, der Deutsche Stiftung Denkmalschutz, der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck und der Friedrich Bluhme und Else Jebsen-Stiftung stammen.

„Die Sanierung war eine Generalprobe für den großen Raum – der kommenden Innensanierung der St.-Marien-Kirche“, sagt Liane Kreuzer, Leiterin Bauabteilung des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. Inga Meißner, Pastorin an St. Marien, ergänzt „Wir haben sehr viel gelernt während der Bauphase, dieses Wissen können wir auf die gesamte Kirche anwenden.

Eine Stiftung für die Innenstadtkirchen
Die in Gründung befindliche Stiftung 7Türme+ will sich für die Gebäude und die Türme der Lübecker Innenstadtkirchen St. Aegidien, Dom zu Lübeck, St. Jakobi, St. Marien und St. Petri starkmachen. Momentan stehen der Dom mit der Doppelturmanlage und die St.-Marien-Kirche mit der Innensanierung sowie der Heizungserneuerung in einem zweiten Schritt im Mittelpunkt.

Die Kosten der Sanierung von St. Marien betragen 28 Millionen Euro, noch besteht eine Finanzierungslücke von etwa fünf Millionen. Diese soll rasch geschlossen werden, um zeitnah mit den Arbeiten beginnen zu können.

www.7tuerme-plus.de

Kurz vor Abschluss der Sanierungsarbeiten inspizierten Bau-Chefin Liane Kreuzer, Kirchenmusiker Johannes Unger und Pastorin Inga Meißner die Briefkapelle. Fotos: Kirchengemeindeverband Innenstadt Lübeck



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