Die Welt des Joachim Ringelnatz in Liedern und Texten

23.9.2024, 8.38 Uhr: In der Reihe „Operette am Klavier“ (Veranstalter: Operette in Lübeck e.V.) gab es am Sonntag ein Sonderkonzert anlässlich des 90. Todestages von Joachim Ringelnatz am 17. November. Im Haus Eden präsentierte die vielfach preisgekrönte Chanson-Interpretin Anna Haentjes ein dickes Paket voll mit Gedichten von Ringelnatz – einige deklamierte Anna Haentjes eindringlich und ausdrucksstark.

Der größte Teil der Gedichte erklang jedoch in Vertonungen. Ein gutes Dutzend unterschiedlicher Komponisten waren vertreten, die stilistische Bandbreite war groß, sie reichte vom Volkslied über Marschmusik oder Schlageranklängen bis zu fetzigen Jazztönen.

Sven Selle, bekannt für die Ausformung eines „Northern Poetic Jazz“, begleitete Anna Haentjes kongenial. Ein gut eingespieltes Duo führte das Publikum durch das Leben des berühmten Dichters, denn zwischen den einzelnen Texten und Liedern erlebte man seinen Weg vom trotzigen Schulrüpel aus gutem Haus in die verschiedenen Stadien seiner satirisch-ironischen, mitunter sinnfreien oder bewusst stumpfsinnigen Dichtkunst und nahm Teil an den über 30 verschiedenen Nebenberufen des Hans Bötticher, wie Ringelnatz eigentlich hieß.

Begeistert spielte Hans Bötticher als Junge mit seinen Bleisoldaten, seine große Liebe galt der Seefahrt – ihr ist die Kunstfigur „Kuddeldaddeldu“ zu verdanken. Zum Ersten Weltkrieg meldete er sich als Freiwilliger, und sowohl Kriegsbegeisterung als auch die Ernüchterung zeigen sich in seinen Versen. Die innige Beziehung zu seiner Frau, die er liebevoll „Muschelkalk“ nannte, spielt jedoch ebenso eine Rolle im Werk wie eine zutiefst melancholische Seite. Nach der Machtübernahme durch die NSDAP erhielt Ringelnatz Berufsverbot, seine Bücher fielen der Kampagne „wider den undeutschen Geist“ zum Opfer und landeten auf dem Scheiterhaufen der Bücherverbrennungen (März-Oktober 1933). Danach entstanden sehr ernste Gedichte. Im Alter von 51 Jahren verstarb der Dichter an Tuberkulose, bei seiner Beerdigung wurde sein Lieblingslied „La Paloma“ gespielt.

Alle Facetten brachte Anna Haentjes virtuos zum Ausdruck, bei glasklarer Textverständlichkeit sang, spielte und deklamierte die charismatische Künstlerin mal schonungslos hart, mal samtweich, humorvoll oder nachdenklich.

Anna Haentjes und Sven Selle erinnerten an Joachim Ringelnatz.



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