Jugendlicher Start mit Mahlers Abgesang

6.10.2024, 12.17 Uhr: Das Sinfonieorchester der Musikhochschule startete ins neue Semester mit einem Abgesang: Gustav Mahlers große 9. Sinfonie wurde vor vollbesetztem Parkett in der MuK zu einem großen Abend – vor allem dank des Gastdirigenten Christoph Altstaedt. Er weiß um Mahlers Klang und wie dieser einem jungen Klangkörper zu vermitteln ist.

Altstaedt ist ebenso erfahren als Dirigent wie als Mediziner. Er teilt sich seine Zeit inzwischen in beide Berufe. Und das keineswegs zum Nachteil für die Musik, wie am Sonnabend zu erleben war. Seine reichen Erfahrungen mit jungen Orchestern kamen nun allen in der MuK zugute, den vielen Hörern und vor allem den Studierenden auf dem Podium: Vom ersten Takt an fanden sie in Mahlers Sphäre, in diesen Sound des Sinnens und Sehnens, in diese Brüche von Vergehen und Zuversicht.

Mangelte es im Andante noch an Streicher-Dichte, wurde das mehr als ausgeglichen durch exzellente Bläser. Dabei zeigte besonders der Solohornist über alle achtzig Minuten eine hohe Reife an Tonsicherheit und -schönheit. Beides steigerte sich nun auch im Tutti von Satz zu Satz: Von den wundersamen Welten des Beginns über die akzentuierten Taktwechsel des Ländlers zum burlesken Rondo: Hier konnte die Jugend forsch sein und sich geradezu ausmusizieren, indem Altstaedt das Tempo immer mehr anzog. Im finalen Adagio ging die Mahler-Welt voll aufs Auditorium über mit bewegter, professioneller Streicher-Fülle in allen Gruppen. Und es zeigte nochmal Altstaedts ganze Kunst: Seine besonnene Schlagfertigkeit hält den Faden der Partitur, hält vor allem die Binnenspannung, die bei Mahler ganz besonders wichtig ist. Und sie machte endlich auch den Reiz dieser Wiedergabe aus, die somit weit über ein Lehr-Stück hinauswuchs. Der Schlussbeifall war dementsprechend ehrlich und stark.

Das war ganz große Sinfonik. Es folgt bald mehr davon – und ebenso rar wie Mahlers “Neunte“: Arnold Schönbergs „Pelléas und Mélisande“. Mit dieser großen sinfonischen Dichtung beendete Schönberg seine „tonale“ Zeit. Stilistisch steht sie mit ihrem ebenfalls sehr großen Orchesterapparat zwischen Gustav Mahler und Richard Strauss. „Pelléas et Mélisande“ spielen die Lübecker Philharmoniker unter Leitung von Takahiro Nagasaki am 24. und 25. November in der MuK. Also vormerken.

Das Sinfonieorchester der Musikhochschule Lübeck eröffnete mit einem Konzert in der MuK das neue Semester. Foto: Maximilian Busch



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