Kurbetrieb zum Grünstrand: Erste Erfahrungen sehr positiv

Lübeck - Travemünde: Archiv - 13.07.2023, 21.59 Uhr: „Erste Erfahrungen mit dem Saison-Grillverbot“ lautete am Mittwoch ein Tagesordnungspunkt des Travemünder Ortsrates. Was sich dadurch verändert hat auf dem Travemünder Grünstrand, darüber sollte Kurdirektor Uwe Kirchhoff dem politischen Gremium berichten.

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Die Ortsrats-Sitzung war am Mittwochabend sehr gut besucht.

Die Idee für das temporäre Grillverbot hätte Sozialsenatorin Pia Steinrücke (SPD) gehabt, berichtete Kurdirektor Uwe Kirchhoff. Es gelte vom 15. Juni bis 31. August. „Die ersten Erfahrungen sind sehr positiv“, zog Kirchhoff eine Halbzeit-Bilanz. „Wir wollen ja ein Seebad sein, das auch im Geiste der Travemünder Woche - Welt ahoi - offen ist für jeden Tagesgast. Wenn er sich denn an unsere Regeln hält.“ Die gelten natürlich nicht nur für Tagesgäste, sondern auch für die Einheimischen: So mussten laut Kurverwaltung allein am Wochenende vierzehnmal Hundehalter aus dem Wohngebiet auf dem Grünstrand angesprochen werden, weil sie mit ihrem Tier verbotenerweise auf der Liegewiese Gassi gingen.

Infrastruktur, Kommunikation und Ordnungspolitische Maßnahmen
Damit diese Regeln eingehalten werden, setzt die Verwaltung auf Infrastruktur, Kommunikation und Ordnungspolitische Maßnahmen. Zur Infrastruktur zählen etwa die neuen Umkleidekabinen auf dem Grünstrand, Kurstrand und Priwallstrand. Aber auch ein Gebäude, das noch in Planung ist: „Wir werden auf dem Grünstrand eine große WC-Anlage bauen mit Babywickelraum, mit modernem Standard, weil wir einfach mehr Tagesgäste haben“, sagte Kirchhoff. Der jetzige Container reiche nicht aus. Zum Bereich Kommunikation zählt der „Strand-Knigge“, ein Flyer mit Regeln für den Strand (Wir berichteten). Und dann gibt es noch den Wachdienst auf dem Grünstrand. „Ich habe viele Anrufe bekommen von Bürgern, die dort entweder Urlaub machen oder wohnen, die sich bedankt haben für die Leistung des Wachdienstes“, berichtete der Kurdirektor vom Lob der Gäste. Damit sei das Thema Grillen auf dem Grünstrand dauerhaft erst mal ganz gut in den Griff bekommen. „Das war heute auch bei HL-live zu lesen. Ich kann diesen Eindruck nur bestätigen“, so Kirchhoff (Bericht vom 11.07.2023).

CDU-Politikerin: „Lange Schlangen von irgendwelchen Damen“
Dörthe Sielmann, die für die CDU im Ortsrat sitzt, bestätigte, dass „viel erreicht“ sei. Es sei aber nicht alles perfekt. So stören sie die Leute, die „mit Sack und Pack ankommen und im Parkverbot einfach auspacken“, so die CDU-Politikerin. „Und die Kinder benutzen die Straße als Spielstraße. Man liegt auf der Straße, man spielt Fußball“. Die Kaiserallee sei aber eine Durchgangsstraße. Es gäbe Gäste in den Terrassenwohnungen, erinnerte sie. „Und diese Gäste gucken sich jetzt parkende Autos an. Lange Schlangen von irgendwelchen Damen, die stundenlang auf dem Klo da verbringen und das Geschirr spülen.“ Sie hätte mit dem Wachdienst gesprochen, dass der aufpassen solle, dass auf dem Klo kein Geschirr mehr gespült werde. Und die Kinder nicht auf der Straße spielen. Der Wachdienst mache das „wirklich super“ und würde Konflikte „wirklich toll lösen“. Es sei der beste Wachdienst, der bis jetzt dort gewesen sei. „Aber um 22 Uhr ist für die Schluss“, so Dörthe Sielmann. „Dann kommen die vom Brodtener Ufer mit Stirnlampen an und aus den Büschen und bauen ihre Zelte auf.“ Auch der Spielplatz werde als Übernachtungsstätte genommen. Es sei schon viel erreicht, aber man müsse im Ortsrat weiter daran arbeiten. Dafür bekam sie aus dem Publikum Applaus.

SPD-Politiker: „Wie diszipliniert wird die Strandbenutzungsgebühr entrichtetet?“
Dr. Rüdiger Wenzel (SPD) wollte vom Kurdirektor wissen, wie diszipliniert die Strandnutzungsgebühr entrichtet werde. Die Entrichtung der Gebühren am Grünstrand schien vielen Anwesenden wichtig zu sein, denn es gab viel Applaus für die Frage. Kurdirektor Uwe Kirchhoff konnte beruhigen: Er könne jeden Abend den Umsatz der Automaten sehen, auch vom Grünstrand. „Es ist exakt der gleiche Umsatz wie an den anderen Automaten auch. Also die Gäste zahlen“, so Kirchhoff. Weiter würden sich die Gäste auch einsichtig und „völlig friedlich“ zeigen, wenn man ihnen etwa sage, dass sie nicht grillen können.

Grünen-Politikerin: „Können uns jeden Rassismus schenken“
Ortsrats-Mitglied Dr. Barbara Schwarz betonte zunächst den Vergnügungs- und Erholungscharakter des Grünstrandes, empfahl weitere Zugänge zum Wasser. Vom Grünstrand sprach sie als Lokalität für „Freizeit, Sport und Spiel“, nicht einem Treffen für Griller. „Ich glaube, dass die emotional aufgeheizte Stimmung damit zusammenhängt, dass denjenigen, die gerne grillen mögen, unterstellt wird, aus einem anderen Kulturkreis zu kommen“, meinte Schwarz dann. Das kämen sie auch zum Teil. Aber sehr viele Menschen aus diesem Kulturkreis, mit denen sie gesprochen habe, seien auch gegen das Grillen und hätten sich gefreut, dass sie davon nicht belästigt würden. „Ich denke wir können uns da jeden Rassismus schenken“, sagte Schwarz. Im weiteren Verlauf ihres Beitrages wurde ihr vom Ortsrats-Vorsitzenden Thomas Thalau (CDU) das Mikrofon aus der Hand genommen.

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“Hier sind keine Rassisten im Raum“: Der Ortsrats-Vorsitzende Thomas Thalau (CDU) nahm Dr. Barbara Schwarz (Grüne) das Mikro ab. Zu einem ebenfalls angedrohten Saalverweis kam es allerdings nicht und später gab man sich die Hand.

Im Saal waren lautstarke Proteste gegen diese Aktion zu hören. „Ich möchte jeden aus dem Gremium, aus dem Publikum, davor schützen: Hier sind keine Rassisten im Raum“, sagte Thalau. Er forderte Dr. Barbara Schwarz auf, sich zu entschuldigen. „Ich entschuldige mich nicht, weil das genau der Unterton war, und das wollen Sie nicht hören“, erwiederte sie. Schwarz hatte bereits in der vergangenen Sitzung für eine hitzige Diskussion gesorgt (Wir berichteten). „Eine Ausartung wie beim letzten Mal werden wir hier nicht tolerieren“, hatte der Ortsrats-Vorsitzende Thomas Thalau daher gleich zu Beginn der Sitzung angekündigt. Und das dann auch umgesetzt. Nach der Sitzung gab man sich allerdings die Hand.

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Dr. Barbara Schwarz (Grüne) hatte schon in der vergangenen Sitzung mit Vorwürfen für Unruhe gesorgt. So auch diesmal.

Hunde-Lobby: „Wir fühlen uns verdrängt“
„Jetzt hat eine Abwanderung stattgefunden zum Brodtener Ufer“, sagte Kurdirektor Uwe Kirchhoff zum Thema Grillen. Von Seiten der Travemünder Hundelobby hieß es dazu, man fühle sich vom dortigen Hundestrand verdrängt. Kirchhoff bestätigte, dass es einen „Nutzungskonflikt“ gäbe. Es wird allerdings bereits an einer Lösung gearbeitet. Am 17. Juli soll es ein Treffen geben, unter anderem mit Vertretern von DLRG, DRK, Naturschutz und Hundelobby. Auch Hoteliers seien mit der Bitte an den Kurbetrieb herangetreten, das Angebot für Hunde zu verbessern, berichtete der Kurdirektor.

„Die ersten Erfahrungen sind sehr positiv“, zog Travemündes Kurdirektor Uwe Kirchhoff eine Halbzeit-Bilanz zu den Maßnahmen auf dem Grünstrand. Fotos: Karl Erhard Vögele

„Die ersten Erfahrungen sind sehr positiv“, zog Travemündes Kurdirektor Uwe Kirchhoff eine Halbzeit-Bilanz zu den Maßnahmen auf dem Grünstrand. Fotos: Karl Erhard Vögele


Text-Nummer: 160018   Autor: Helge Normann   vom 13.07.2023 um 21.59 Uhr

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