Ein Konzert für den Frieden

Lübeck - St. Lorenz Süd: Archiv - 13.07.2024, 15.44 Uhr: Seit fast zehn Jahren veranstaltet Sven Fanick, Kirchenmusiker an der Lutherkirche zu Lübeck (Kirchengemeinde Luther-Melanchthon), in der Zeit zwischen Ostern bis zum Beginn der Sommerferien Freitags-Konzerte. Sie beginnen um 17 Uhr, der Eintritt ist frei, allerdings wird um eine Spende gebeten, die den jeweils auftretenden Künstlern zugutekommt. Am Freitag gab es ein Friedenskonzert.

Die Lutherkirche, vor ebenfalls zehn Jahren grundsaniert, bietet sehr gute akustische Bedingungen, und so gibt es in jeder Saison viele Konzertanfragen von Musikern aus Lübeck und Umgebung. Am letzten Freitag, den 12. Juli 2024 stand ein „Konzert für den Frieden“ auf dem Programm.

Zu Gast war Olga Mull, sie leitet den Kammerchor der Musikschule der Gemeinnützigen und die Kantorei der Vicelin-Feldsteinkirche Ratekau. Auch das Vicelin-Orchester Ratekau hat Olga Mull gegründet, es war verstärkt durch einige professionelle Lübecker Musiker. Mit diesen drei Ensembles gelang es ihr, sich dem leider so aktuell gewordenen Thema „Frieden“ auf ganz unterschiedlich Arten zu nähern. „Wir leben in einer Zeit des Umbruchs und der Kriege. Wir möchten die Gefühle der Ohnmacht, aber auch die Suche nach Trost und Hoffnung ins Zentrum unseres Konzertes stellen“, so heißt es im Programmheft. In der Messe Nr. 2 in G-Dur von Franz Schubert aus dem Jahr 1815 gelangen wunderbar innige Passagen, auch die Dramatik der Lebensgeschichte Jesu im Credo war sorgsam einstudiert und differenziert gestaltet.

Unter den Solisten beeindruckte besonders der kraftvoll-dynamische Sopran von Susanna Proskura, Sönke Tams Freier (Bassbariton) führt seine Stimme mit großer Eleganz. Der versierte Chorsänger Ingbert Goebel übernimmt oft Solo-Tenorpartien - diese drei Sänger ergänzten sich gut vor allem im solistischen „Benedictus“.

Titelgebendes Werk des Konzertes war die „Friedenskantate“ des Lübecker Komponisten Michael Töpel. Entstanden ist die Kantate schon vor 15 Jahren, doch ihre Aktualität ist heute größer denn je. Oder war Frieden nicht schon immer ein großes, alle bewegendes Thema? In seinen Gedanken zur Friedenskantate auf dem Programmzettel weist Töpel darauf hin, dass schon Immanuel Kant in seiner Schrift „Zum ewigen Frieden“ die Ansicht geäußert hat, „Friedensschlüsse“ seien eigentlich nur „Waffenstillstände“.

Seit alters her endet jede Messe mit „Dona nobis pacem“ - das deutsche Pendant „Verleih uns Frieden gnädiglich“ durchzieht diese Kantate wie ein roter Faden. Die Komposition ist ausgesprochen vielseitig und abwechslungsreich, sie fordert viel von einem Laienchor, Olga Mull und ihre zwei Chöre zeigten sich der Aufgabe gewachsen. Texte aus dem Alten und Neuen Testament, von Augustinus, Gottfried Keller, Martin Luther, Heinz Kattner, von Töpel selbst, sowie Ausschnitte aus der besonders in Lübeck bekannten Friedenslitanei aus Coventry sind in der Kantate in unterschiedlichste kompositorische Gewänder gehüllt. Es gibt viele Chorrezitationen, diese Sprechgesänge wurden von den Sängern energisch und überzeugend ausgeführt. Töpel trifft den Nerv besorgter Menschen genau, es gab viele Stellen, die Gänsehaut verursachten, auch Tränen flossen. Das Ziel der Ausführenden wurde erreicht: Ein Symbol für Liebe, Frieden, Freiheit, Zusammenhalt und Verständigung hatte sich dem Publikum vermittelt.

Sönke Tams Freier, Susanna Proskura, Ingbert Goebel, Michael Töpel und Olga Mull setzten ein Zeichen für den Frieden. Foto: Svea Regine Feldhoff

Sönke Tams Freier, Susanna Proskura, Ingbert Goebel, Michael Töpel und Olga Mull setzten ein Zeichen für den Frieden. Foto: Svea Regine Feldhoff


Text-Nummer: 167115   Autor: Svea Regine Feldhoff   vom 13.07.2024 um 15.44 Uhr

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