Künstlerische Fotos mittelalterlicher Objekte im Dom

Lübeck - Innenstadt: Archiv - 25.07.2024, 14.27 Uhr: „Eine Restaurierung ist dann gelungen, wenn man sie nicht sieht“. Maire Müller-Andrae möchte Kunstwerke so zeigen, wie sie gedacht waren und blickt auf das Triumphkreuz im Dom zu Lübeck. Dieses imponierende Werk von Bernt Notke aus dem Jahr 1477 wird etwa alle zehn Jahre gereinigt und konserviert.

Die gebürtige Wendländerin behandelte es 2012 und 2022, sodass es weiterhin für die Nachwelt erhalten bleibt. „Es ist schon besonders, den Fuß oder auch den Kopf von Christus zu reinigen“, lacht die Diplom-Restauratorin.

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Dieser Ausschnitt ist ein fotografisch dargestelltes Detail der Malereien auf der Außenansicht der Flügel des „Retabels der Heiligen Leichnams-Bruderschaft der Mühlenknechte“. Diese sind normalerweise nicht zu sehen - nur ausnahmsweise während der Ausstellung. Foto: Maire Müller-Andrae

Objekte erzählen eigene Geschichten
Seit dem Jahr 2000 wirkt sie im Dom zu Lübeck und restaurierte unzählige Gemälde, Holzskulpturen und Altäre. Zu ihrer Arbeit gehört es auch, alle bearbeiteten Objekte fotografisch und schriftlich zu dokumentieren. „Aus der Fülle an Bildmaterial wird nun eine Ausstellung gezeigt“, so Müller-Andrae. „Fokus Farbscholle“ ist ab dem 4. August bis zum 6. Oktober im Ostchor des Doms zu sehen – in ihr sind erstmals 40 künstlerische Fotografien
der mittelalterlichen Kunstwerke zu bestaunen. „Diese sind überwiegend kleine Details der
Objekte, die nun auf bis zu 70 mal 100 Zentimeter großen Fotos dargestellt sind“, erklärt Müller-Andrae. So könne der Betrachter die Werke aus einer neuen, ganz nahen, Perspektive sehen. „Die Menschen nehmen meinen Blickwinkel ein und erleben, wie ich die kulturellen Schätze des Doms wahrnehme“. So habe sie neben dem Triumphkreuz auch den Lettner und die Seitenaltäre restauriert, die ihre eigenen Geschichten erzählen. „Viele
wissen nicht, warum dort das Einhorn zu sehen ist. Oder ein Hund“. Das möchte sie mit den hochwertig gedruckten Fotografien und erklärenden Tafeln direkt neben den restaurierten Objekten erklären. Ein weiterer Aspekt der Ausstellung sei, Denkmalpflege wieder mehr in das Bewusstsein der Menschen zu bringen. „Mittelalterliche, klerikale Kunst ist weder verstaubt noch veraltet“, heißt es etwa im begleitenden Flyer der Ausstellung.

Zweite Ausstellung dieser Art
Eine ähnliche Schau gab es vor einigen Jahren im St.-Annen-Museum: „Ich habe dort lange für die große Mittelalter-Ausstellung „Lübeck 1500“ restauriert und dokumentiert, die Museumsleiterin mochte meine Fotos und beschloss eine eigenständige Ausstellung mit den Restaurierungs-Fotografien“, berichtet Maire Müller-Andrae. Im Dom verbringe sie viel Zeit – einmal im Jahr untersucht die Restauratorin alle Objekte sehr genau: „Ich sehe nach, ob alles in Ordnung ist. In einer Kirche herrschen oft nicht die besten klimatischen Bedingungen für die alten Kunstwerke. Die Luftfeuchtigkeit schwankt, ist oft zu hoch, wie hier im Dom“. Dies konnte mit dem Einbau einer neuen Heizung verbessert werden, „die Luftzirkulation wurde geändert und die Luft wird gezielt erwärmt, bevor die Feuchtigkeit an den
Kirchenwänden und den Objekten kondensieren kann“, erläutert Müller-Andrae.

Eröffnung im Ostchor
Bevor es an die Begutachtung und Restaurierung weitere Objekte geht, freut sich die 52-Jährige auf den Aufbau ihrer Ausstellung. Die Eröffnung von „Fokus Farbscholle“ ist am Sonntag, 04. August 2024, um 11:30 Uhr im Ostchor des Doms. Ermöglicht wird die Ausstellung, die bis zum 6. Oktober zu sehen ist, von der Finanzgruppe Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, der Dräger-Stiftung und der von Keller-Stiftung. Mehr Informationen gibt es unter www.domzuluebeck.de. Nach Abschluss der Ausstellung sollen die Fotografien zugunsten künftiger Restaurierungsarbeiten verkauft werden.

Maire Müller-Andrae freut sich auf die Ausstellung ihrer Fotografien in „Fokus Farbscholle“. 
Foto: Steffi Niemann

Maire Müller-Andrae freut sich auf die Ausstellung ihrer Fotografien in „Fokus Farbscholle“. Foto: Steffi Niemann


Text-Nummer: 167351   Autor: KKLL/red.   vom 25.07.2024 um 14.27 Uhr

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