SHMF: Five o'Clock Wine

Lübeck - Innenstadt: Archiv - 16.08.2024, 12.43 Uhr: Mit „Inside Venice“ bieten beim SHMF in Lübeck Matthias Schorn und ein Dutzend junge „Fanny Mendelssohn Artists“ viermal Unterhaltung mit Lokalkolorit. Zum Auftakt ging es am Donnerstagnachmittag im voll besetzten Saal des Hansemuseums auf den Markusplatz. Auf Schorns Nachfrage, wer denn schon einmal in Venedig gewesen sei, hob mindestens die Hälfte des Auditoriums den Arm.

Schorn, Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker, hat sich erstens kundig gemacht in Venedig-affinen Kompositionen und zweitens Preisträger des Fanny Mendelssohn-Wettbewerbs um sich versammelt, die ihre Klasse zeigen – und drittens führt er mit launigen Worten durch sein Programm der vielen Stile und Besetzungen vom Duo bis zum Oktett.

Da gab es beim Markusplatz-Stopp volltönenden Vivaldi mit Soloposaune, ein virtuoses Trio im Piazzolla-Stil und ein Gondellied-Septett auf ein „Lied ohne Worte“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Es ertönte die Barcarole aus Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“, bearbeitet für Streichquartett, Trompete und Posaune – nicht unbedingt schön, aber laut. Auch der in Venedig beschäftigte Mozart fehlte nicht mit halsbrecherischen Fagott-Kapriolen.

Weil die gefiederten Besetzer des Markusplatzes musikalisch offenbar noch nie gewürdigt wurden, brachte sich Matthias Schorn vokal selbst ein mit dem Satire-Song „Tauben vergiften im Park“ des Wieners Georg Kreisler. Weiter in die Gegenwart ging es mit einem Trio (bewundernswert die Kaskaden der Klarinettistin) auf eine atmosphärische Weise von Fellini-Hauskomponist Ennio Morricone. Im Finale vereinigten sich alle mit Mentor Schorn zu Domenico Modugnos „Volare“, dem Hit, der vor 66 Jahren ein Italia-Feeling prägte.

Schade, dass es nicht wenigstens ein Programm-Blatt gab mit Auskunft über den Fanny Mendelssohn-Wettbewerb in Hamburg (dessen Initiatorin Heide Schwarzweller ebenso im Saal saß wie SHMF-Intendant Dr. Christian Kuhnt) und seine Preisträger. Denn sie alle, die hier auftreten, sind bereits Könner. Und so manche/r im Publikum, die nach den 70 Minuten noch etwas im Glas hatte – nicht wenige gönnten sich hier einen Five-O'Clock-Wine – hätte ihnen anerkennend zugeprostet.

Zum Auftakt ging es am Donnerstagnachmittag im vollbesetzten Saal des Hansemuseums auf den Markusplatz. Foto: Archiv

Zum Auftakt ging es am Donnerstagnachmittag im vollbesetzten Saal des Hansemuseums auf den Markusplatz. Foto: Archiv


Text-Nummer: 167706   Autor: Güz   vom 16.08.2024 um 12.43 Uhr

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