NABU prüft Klage gegen Erdkabel im Krummesser Moor

Lübeck: "Das Erdkabel durch das Krummesser Moor gefährdet jahrelange Arbeiten der Hansestadt Lübeck zur Renaturierung des Feuchtgebiets und den geplanten Natur- und Klimaschutz!", warnt der NABU Lübeck. Wie im Februar berichtet, ist hier eine 535 kV-Leitung geplant.

Wir veröffentlichen die Mitteilung des NABU Lübeck im Wortlaut:

(")Am 27. August 2024 findet in Schwerin eine „Antragskonferenz“ zum Bau des Gleichstrom-Erdkabels NordOstLink von Dithmarschen nach Mecklenburg-Vorpommern statt.

Die Bundesnetzagentur und die Firmen TenneT TSO GmbH und 50Hertz Transmission GmbH haben entsprechende Unterlagen für eine Planfeststellung eingereicht. Trotz der Einwände der Hansestadt Lübeck und des Naturschutzbeirates der Stadt halten die Bundesnetzagentur und die beteiligten Firmen weiter an der Stromleitung mitten durch das Krummesser Moor fest.

Der NABU Lübeck lehnt diesen Trassenverlauf entschieden ab, weil er wertvollen Moorboden vernichtet und einen einzigartigen Moorlebensraum zerstört. Der geplante Verlauf widerspricht den Zielen der Bundesregierung und des Landes Schleswig-Holstein, die dem Schutz von Moorböden und der Wiedervernässung trockengelegter Moore eine sehr hohe Priorität im Kampf gegen den Klimawandel einräumen.

Sowohl das Land Schleswig-Holstein als auch die Bundesregierung haben den hohen Wert der Moore für den Klimaschutz erkannt. Entwässerte Moorböden führen durch den biologischen Abbau des moorigen Untergrunds zu erhöhten Treibhausgas-Emissionen. Durch die Wiedervernässung wird dieser Prozess umgekehrt und die Böden zu Kohlenstoffspeichern umgewandelt. Gleichzeitig wächst der Wert des Moores als Lebensraum für gefährdete Arten.

1999 begann die Stadt Lübeck mit den Renaturierungsmaßnahmen im Krummesser Moor und hat seitdem erhebliche Mittel dafür aufgewendet. Im Zuge der Arbeiten gelang es, den südlichen Teil des Moores auf Lübecker Gebiet wieder zu vernässen. Für den nördlich gelegenen Teil, der zum Kreis Herzogtum Lauenburg gehört, werden aussichtsreiche Verhandlungen geführt, so dass auch dieser Bereich bald für den Klima- und Naturschutz erschlossen werden kann.

Bereits jetzt besitzt das Krummesser Moor und seine Umgebung eine große Bedeutung für viele gefährdete Tierarten. Es hat seit Jahren das zahlenmäßig größte Vorkommen des Wachtelkönigs in der Region. Ebenso bildet es ein wichtiges Brutgebiet für Neuntöter, Schwarzkehlchen, Wachtel und Kranich. Es ist Nahrungsgebiet für Rotmilan, Bekassine, Baumfalke und viele andere Arten.

Das Moor wird seit langem von der Bevölkerung als Naturerlebnis- und Erholungsraum genutzt. Der NABU Lübeck unterstützt diese Aktivitäten und hat eine Reihe von Tafeln aufgestellt, die den Naturraum erläutern. Zudem werden von uns regelmäßig Führungen über die Vogelwelt im Moor angeboten.

Wegen der Baumaßnahmen kommt es in dem empfindlichen Naturgebiet nicht nur zu sehr starken Störungen durch ständige Unruhe und Lärm. Es sind erhebliche Veränderung des Moorbodens und der Wasserverhältnisse zu erwarten. Der Maschineneinsatz und die Erdarbeiten bewirken Bodenverdichtungen, Schrumpfungen und Sackungen und vernichten die Moorböden. Das verlegte Erdkabel hat zudem die Eigenschaft, dauerhaft Wärme bis zu 60 Grad Celsius abzustrahlen, was zur Erwärmung des Bodens und zur erhöhten Verdunstung des Oberflächenwassers führt.

Durch die Bauarbeiten droht eine vermehrte Freisetzung von CO2. Das steht den Zielen des Erdkabels, das mit dem Weitertransport von Strom aus Windenergie dem Klimaschutz dienen soll, diametral entgegen. Klimaschutz soll – wie mittlerweile jeder weiß – Treibhausgase einsparen, hier wird durch unzureichende Planungen aber das Gegenteil erreicht.

Der NABU Lübeck fordert die Bundesnetzagentur sowie die Firmen TenneT TSO GmbH und 50Hertz Transmission auf, ihre Planungen zu überarbeiten und eine klima- und naturschützende Variante zu wählen. Er schließt sich den Forderungen des Naturschutzbeirates der Hansestadt Lübeck nach einer Ausweitung des Präferenzraumes, in dem die Erdleitung verlaufen soll, an. Der Präferenzraum ist im Bereich des Krummesser Moores und im weiteren Verlauf der geplanten Leitung bis zur Wakenitz-Querung zu eng gewählt. Die Leitung wird neben dem Krummesser Moor die FFH-Gebiete „Grönauer Heide und Grönauer Moor“ und das Europäische Vogelschutzgebiet Grönauer Heide erheblich beeinträchtigen. Weiter fordert der NABU Lübeck, dass die Querung der Naturschutzgebiete „Wakenitz“ und „Wakenitzniederung“ zu keiner Beeinträchtigung dieses empfindlichen Bereichs führen darf.

Der NABU wird nach Prüfung der Rechtslage gegebenenfalls gegen den Trassenverlauf rechtliche Schritte einleiten.(")

Ein Neuntöter im Krummesser Moor. Foto: S. Jebens-Ibs

Ein Neuntöter im Krummesser Moor. Foto: S. Jebens-Ibs


Text-Nummer: 167833   Autor: NABU/red.   vom 24.08.2024 um 10.51 Uhr

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