Grüne: Umverteilung von Verkehrsraum ist möglich

Lübeck: "Die Evaluation des Verkehrsversuchs Fackenburger Allee zeigt deutlich: Die von den Grünen seit langem geforderte Umverteilung des Verkehrsraums zugunsten umweltfreundlicher Verkehrsmittel wie Fahrrad und Bus ist möglich, ohne die Staugefahren für den Autoverkehr signifikant zu erhöhen", bewertet die Grüne Fraktion den Versuch. Die befürchteten negativen Auswirkungen seien nicht eingetreten.

Dazu Sascha Peukert, Mitglied für Bündnis 90/Die Grünen im Bauausschuss:

(")Wie schon bei der Diskussion um die Umgestaltung des Kreisverkehrs an der Mühlentorbrücke blieb auch hier der prophezeite Verkehrskollaps aus, die Stau- und Wartezeiten erhöhten sich praktisch nicht. Der Versuch hat klar gezeigt, dass man durch gezielte Verkehrsexperimente “gefühltes Wissen” durch Fakten ersetzen kann. Im Fall der Fackenburger Allee heißt das: Die Reduktion von Spuren hat nicht zwangsläufig negative Auswirkungen auf den Verkehrsfluss und führt auch nicht zu mehr Ausweichverkehr auf anderen Strecken.

Analog zum Autoverkehr konnte auch auf den Busverkehr kein spürbar negativer Einfluss nachgewiesen werden. Im Gegenteil: Die Busfahrer bewerteten ihr Tempo und die gemeinsame Spur mit den Radfahrern sogar als positiv.

Zudem konnte auch gezeigt werden, dass der Radverkehr signifikant beschleunigt werden kann, wenn man auch die Ampelschaltungen entsprechend radfahrgerecht umprogrammiert. Bedauerlicherweise wurde dies im Versuch leider nicht gemacht, aber die Notwendigkeit für rad- und fußgängerfreundliche Ampelschaltungen wurde deutlich belegt und sollte endlich konsequent lübeckweit umgesetzt werden.

Allerdings lassen sich aus Sicht von Fahrradfahrern für die Verbesserung der Infrastruktur bessere Lösungen finden als sie im Versuch auf der Fackenburger Allee ausprobiert wurden. Wir Grünen streben Radwege und -fahrspuren an, die baulich konsequent vom Auto- und Busverkehr getrennt sind. So lässt sich objektiv die Sicherheit für Fahrradfahrer erhöhen und nur so lassen sich Gruppen fürs Fahrradfahren gewinnen, deren subjektive Sicherheitsbedürfnisse diese Trennung erfordern, vor allem Kinder und Ältere.

Der Versuch hat ebenso gezeigt, dass die Reduktion von Spuren für den Autoverkehr die Lärmbelastung für die Anwohner deutlich senken und somit die Lebensqualität verbessern kann. Dass sich die Luftqualität im Versuchszeitraum leider nicht verbessert hat, ist nachvollziehbar, denn die Zahl an Kfz ist im Versuchszeitraum nahezu gleich geblieben. Wie so oft hemmt der motorisierte Individualverkehr den Weg zu mehr Lebensqualität in der Stadt. Nicht zu unterschätzen ist, dass sich Rettungsdienste und die Feuerwehr ebenfalls positiv über den Verkehrsversuch äußerten. Die verbesserte Verkehrsführung ermöglichte es ihnen, schneller durch den Verkehr zu kommen und damit im Notfall wertvolle Zeit zu sparen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Verkehrsversuch auf der Fackenburger Allee war trotz aller Verzögerungen ein Erfolg, aus dem man diverse wichtige Lehren ziehen muss. Für die Fackenburger Allee streben wir auf dieser Basis einen fahrrad- und busfreundlichen Umbau an, um das große Potential für umweltfreundlichen Verkehr auf dieser wichtigen Verbindung von Stockelsdorf in die Innenstadt durch Schaffung der notwendigen Infrastruktur heben zu können.

Aus den gewonnenen Erkenntnissen gilt es darüber hinaus aber auch weitere konkrete Maßnahmen abzuleiten, um Lübeck noch freundlicher für Fahrräder, Fußgänger und ÖPNV zu machen. Der Testlauf hat gezeigt, dass Lübeck den Weg in eine zukunftsfähige und nachhaltige Mobilität gehen kann. Im nächsten Verkehrsentwicklungsplan sollten solche Verbesserungen flächendeckend berücksichtigt werden.

Verkehrsversuche wie dieser bleiben das erste Mittel der Wahl, wenn es um eine realitätsnahe Erprobung neuer Maßnahmen in der Verkehrsraumgestaltung geht. Für die Verkehrswende in Lübeck werden weitere Versuche notwendig sein. Mithilfe guter Kommunikationsarbeit, zeitnaher Evaluation und transparenter Anwohnerbeteiligung, muss die Stadt aber noch weiter für eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung sorgen.(")

Die Grünen streben als Ergebnis des Versuches einen Umbau der Fackenburger Allee an. Foto: JW/Archiv

Die Grünen streben als Ergebnis des Versuches einen Umbau der Fackenburger Allee an. Foto: JW/Archiv


Text-Nummer: 168692   Autor: Grüne/red.   vom 08.10.2024 um 14.59 Uhr

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Kommentare zu diesem Text:

Autofreund

schrieb am 08.10.2024 um 15.17 Uhr:
Können diese Amateure endlich mal aufhören so zu tun, als ob sie von irgendwas eine Ahnung hätten?
Der Versuch hat gezeigt, dass ein Umbau ein Flopp wäre!

Oliver

schrieb am 08.10.2024 um 15.35 Uhr:
Mit dieser Pressemeldung machen sich die Grünen wirklich keinen Gefallen...

"Wir Grünen streben Radwege und -fahrspuren an, die baulich konsequent vom Auto- und Busverkehr getrennt sind."

Ja da bin ich auch für, nur wieso mussten dann bei dem Versuch in der Fackenburger Allee die Radfahrer sich die Spur mit den Bussen teilen und wurden dann an mehreren Stellen mit dem Abbiegeverkehr gekreuzt?
Sowas ist grob fahrlässig und gefährlich für Radfahrer. Man kann wirklich niemanden auf Rad oder Scooter zumuten in mitten des Berufsverkehres auf der Fackenburger herumgurken zu müssen, dafür fahren die Autofahrer einfach nicht rücksichtsvoll genug.

Da bringt es auch nichts diesen einen Versuch schönzureden, bei solchen Fehlplanungen konnte dieser am Ende nur in die Hose gehen und ja, weitere Versuche sind leider nötig um keine Straßen umzubauen, nur um dann neue Unfallschwerpunkte plötzlich zu haben, aber man kann doch bei solchen Versuchen zumindest ein wenig den Verstand benutzen und sich bewusst sein, dass bei Konfliktsituationen im Straßenverkehr Rad- und Scooterfahrer bei einem Zusammenprall den Kürzeren ziehen und somit dann direkt etwas planen, wo eben dies nicht erst passieren kann.
Die Fackenburger Allee braucht vernünftige Radwege, die möglichst nicht auf der Fahrbahn stattfinden. Ich will wirklich nicht auf der Fahrbahn fahren müssen an solchen Stellen.

Unter dem Standpunkt betrachtet den Versuch dann als Erfolg zu betiteln, nur weil Feuerwehr und Rettungseinsatzkräfte diesen voll toggo fanden, macht mich da wirklich sauer.
Ich bin wirklich voll dabei, wenn man sagt, dass es nun an der Reihe ist andere Verkehrsteilnehmer zu bevorzugen, aber das war hier bei diesem Versuch absolut nicht der Fall.

Der andere Autofreund

schrieb am 08.10.2024 um 16.24 Uhr:
Autofreund hat recht, die Stadt muss nicht Fußgänger- oder Fahrradfreundlicher sondern Autofreundlicher werden. Deshalb fordere ich Schluss mit Weltkulturerbe, wir brauchen sechsspurige Autobahnen durch die Altstadt. Und den Rest mit Parkplätzen zukleistern. Ich will schließlich mit meinen Ford F350 jeden Tag gemütlich an den Strand fahren können.

Denn die Zukunft gehört dem Auto nicht den Menschen.

Kopfschütteln

schrieb am 08.10.2024 um 16.24 Uhr:
Ich verstehe einfach nicht warum die Grünen stets bemüht sind aus (...) Gold zu machen. Auch in 50 Jahren, wenn sie jenseits der 70, 80 sind, sollten die Parteigenossen auf ihren Lastenrädern fahren müssen.

Die Auswertung ist schön geschrieben und hat auch deshalb mehr als ein Jahr auf sich warten lassen. Zudem ist die Aussagekraft der Verkehrsteilnehmer nicht da. Die meisten haben die Dauerbaustelle Bahnhofsbrücke sowieso gemieden.

Realist

schrieb am 08.10.2024 um 16.32 Uhr:
Wir brauchen keine Akzeptanz bei den Bürgern für Verkehrsversuche, bei denen der Verkehr nur von einer Spur auf die andere verlegt wird. Es hat sich gezeigt, dass weder der Individualverkehr im KFZ gesunken, noch die Verkehr mittels Bus und Fahrrad gestiegen ist. Der Umwelt hat es somit nichts gebracht. Wozu also solche Versuche weiter verfolgen ??

Justin_Time

schrieb am 08.10.2024 um 16.51 Uhr:
Mir ist das Beweis (wiederholt) genug zu sehen, dass die Grünen absolute Amateure sind, die gerne von-was-weiß-ich träumen. (...)

Autofahrer

schrieb am 08.10.2024 um 17.59 Uhr:
Die Grünen sind mit ihrer Verbotspolitik zur Splitterpartei verkommen. Die Leute wollen vernünftige Straßen und bezahlbaren Parkraum. Man will flexibel und bequem zur Arbeit und in die Innenstadt ohne teure Verkehrsversuche oder Fahrbahnverengungen. Das E Auto ist nicht gewünscht, der Bürger will Verbrenner fahren und auch kein Fahrrad oder Bus

Daswahreleben

schrieb am 08.10.2024 um 18.10 Uhr:
Endlich ein vernünftiger Beitrag zum Thema - danke, Sascha Peukert!

Ein Quasianwohner

Sabine

schrieb am 08.10.2024 um 19.29 Uhr:
Ich plädiere auch für baulich getrennte Radwege. Getrennt von den Fußwegen!!! Als Fußgänger muss man immer auf dem Sprung sein....in Sicherheit...vor den wie selbstverständlich auf den Fußwegen fahrenden Fahrradfahrer dieser Stadt. Auch gerne mit Lastenrad und Kindern drin....gleich erfolgreich falsch vormachen. Bestes Beispiel: Der Bahnübergang an der Ratzeburger Allee.

Manfred Vandersee

schrieb am 08.10.2024 um 19.43 Uhr:
An dem Statement erkennt man, dass die Grünen kaum auf Lübecks Straßen unterwegs sind und die Nachteile des missglückten Verkehrsversuches nicht selbst erlebt haben. Die Stauproblematik erstreckte sich auf umliegende Straßen, wie Schwartauer Alle oder Posener Straße, weil Ortskundige die Fackenburger Alle mieden.

Alex

schrieb am 08.10.2024 um 21.12 Uhr:
Ja liebe Grüne, strebt mal an, was Ihr wollt. Die nächste Wahl kommt.

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